Die Apostolische Reise nach Kanada: Erinnerung, Versöhnung, Hoffnung

3. August 2022 in Aktuelles


Franziskus: die Reise nach Kanada, ein erster Schritt der Erinnerung, der Versöhnung und der Heilung, aus dem neue Hoffnung für die Kirche in Kanada und in der Welt wächst. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Und siehe, am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen“ (Lk 24,13-24))

Erste Generalaudienz nach der kurzen Unterbrechung im Juli. Papst Franziskus nutzte die Gelegenheit, um seine 37. Apostolische Reise Revue passieren zu lassen. Diese „Bußreise“ hatte ihn für sechs Tage nach Kanada geführt.

Die Apostolische Reise nach Kanada habe zum Ziel gehabt, der Urbevölkerung zu begegnen und sie um Vergebung zu bitten für das Böse, das ihr von Christen, darunter vielen Katholiken, bereitet worden sei, die an der Politik der zwangsweisen Assimilierung an die europäische Kultur mitgewirkt hätten.

Das Motto der Reise: „Gemeinsam vorangehen“. Die Veranstaltungen wollten also einen Prozess der Erinnerung, der Versöhnung und der Heilung für die First Nations, Métis und Inuit einleiten.

Schon auf dem „Bärenhügel“ bei Edmonton sollte die doppelte Erinnerung wachgerufen werden, die gute Erinnerung an die tausendjährige Geschichte dieser Völker, aber auch die schmerzliche der erlittenen Missbräuche, nicht zuletzt in den Residential Schools.

Der zweite Moment des Weges sei die Versöhnung gewesen, bei der das Symbol des Baumes im Mittelpunkt gestanden habe. Der Baum erinnere zugleich an das Kreuz Christi. Durch Christus habe Gott alles mit sich versöhnt (vgl. Kol 1,20). Auf dem Baum des Kreuzes verwandle sich der Schmerz in Liebe, der Tod in Leben, die Enttäuschung in Hoffnung, die Verlassenheit in Gemeinschaft.

Der dritte Schritt habe sich dann der Heilung gewidmet. Sie habe am Lac Ste. Anne stattgefunden, in Analogie zum See Gennesaret, wo Jesus viele Menschen geheilt habe. „Wir alle“, so der Papst, „dürfen Jesus berühren, von dem die Gnade ausgeht, die alle Wunden heilt“. So sei die Reise zu einem ersten Schritt der Erinnerung, der Versöhnung und der Heilung geworden, aus dem neue Hoffnung wachse für die Kirche in Kanada und in der Welt.

Die gemeinsame Reise mit den indigenen Völkern sei das Rückgrat dieser apostolischen Reise gewesen. Hinzu seien zwei Treffen mit der örtlichen Kirche und den Behörden des Landes gekommen, denen „ich für ihre große Bereitschaft und den herzlichen Empfang, den sie mir und meinen Mitarbeitern bereitet haben, meinen aufrichtigen Dank aussprechen möchte“. Vor den Gouverneuren, den Führern der Eingeborenen und dem diplomatischen Korps habe Franziskus den aktiven Willen des Heiligen Stuhls und der lokalen katholischen Gemeinschaften bekräftigt, die ursprünglichen Kulturen zu fördern, und zwar auf angemessenen spirituellen Wegen und unter Berücksichtigung der Bräuche und Sprachen der Völker.

Gleichzeitig habe er festgestellt, dass die kolonisierende Mentalität heute in verschiedenen Formen der ideologischen Kolonisierung präsent ist, die die Traditionen, die Geschichte und die religiösen Bindungen der Völker bedrohe, die Unterschiede nivelliere, sich nur auf die Gegenwart konzentriere und oft die Pflichten gegenüber den Schwächsten und Schwächsten vernachlässige.

Es gehe also darum, ein gesundes Gleichgewicht, eine Harmonie zwischen der Moderne und den Kulturen der Vorfahren, zwischen Säkularisierung und spirituellen Werten wiederzufinden. Dies sei eine unmittelbare Herausforderung für die Sendung der Kirche, die in die ganze Welt gesandt sei, um Zeugnis abzulegen und eine universale Brüderlichkeit zu „säen“, die die lokale Dimension mit ihrem vielfältigen Reichtum respektiere und fördere (vgl. Enc. Fratelli tutti, 142-153): „in Wirklichkeit steht eine gesunde Offenheit nie im Gegensatz zur Identität. [...] Die Welt wächst und füllt sich mit neuer Schönheit dank sukzessiver Synthesen, die zwischen offenen Kulturen entstehen, außerhalb jeglicher kultureller Auferlegung“ (ebd., 148).

In diesem Sinne habe der Papst die Pfarrer, die geweihten Personen und die Laien der Kirche in Kanada ermutigt, in die Fußstapfen des heiligen François de Laval, des ersten Bischofs von Quebec, zu treten: dem Evangelium und den Armen zu dienen, Baumeister der Hoffnung zu sein.

Und im Zeichen der Hoffnung sei das letzte Treffen im Land der Inuit gewesen, mit Jung und Alt. Auch in Kanada sei dies ein Schlüsselpaar, ein Zeichen der Zeit: Jung und Alt im Dialog, um gemeinsam in der Geschichte zwischen Erinnerung und Prophezeiung zu wandeln. „Möge die Tapferkeit und das friedliche Handeln der indigenen Völker Kanadas ein Beispiel für alle indigenen Völker sein“, so der

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ein herzliches Willkommen den Pilgern deutscher Sprache, besonders den vielen Jugendlichen aus Deutschland. Nutzen wir diese Ferienzeit, um unsere Beziehung zu Gott und zu den Menschen, denen wir begegnen, zu erneuern. Der Heilige Geist begleite euch auf euren Wegen.

 


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