Patriarch Bartholomaios an Kyrill: Ukraine-Krieg ist "teuflisch"

4. Oktober 2022 in Weltkirche


Patriarch von Konstantinopel verurteilt Position des Moskauer Patriarchen Kyrill, der zu den wichtigsten Unterstützern des russischen Präsidenten Putin zählt.


Istanbul (kath.net/KAP) Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat den Moskauer Patriarchen Kyrill für dessen Unterstützung des Angriffskrieges Wladimir Putins gegen die Ukraine einmal mehr mit scharfen Worten verurteilt. Die Position des Moskauer Patriarchen sei für ihn absolut unverständlich, so Bartholomaios am Wochenende gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur "Kathpress" und der "Tagespost". Dass Kyrill den russischen Soldaten die Vergebung all ihrer Sünden zugesagt hatte, wenn sie im Krieg ihr Leben opfern, und sie unmittelbar als Märtyrer in das Reich Gottes kommen würden, bezeichnete der Patriarch als Widerspruch zur orthodoxen Lehre. Den Krieg nannte er "teuflisch".

Patriarch Bartholomaios äußerte sich am Rande des Besuchs einer österreichischen Delegation im Phanar in Istanbul, die vom Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, und dem Vorsitzenden der orthodoxen Bischofskonferenz, Metropolit Arsenios (Kardamakis), angeführt wurde.

Bartholomaios erinnerte an seinen Besuch in Polen im März, wo er mit zahlreichen Flüchtlingen aus der Ukraine, u.a. auch mit Waisenkindern, zusammengetroffen war. Die vielen Begegnungen hätten ihn sehr betroffen gemacht, so der Patriarch: "Millionen von Ukrainern sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Das ist ein völlig grundloser Krieg." Der Moskauer Patriarch bezeichne ihn als "heiligen Krieg", aber er bezeichne ihn vielmehr als "unheiligen, ja teuflischen Krieg", so Bartholomaios.

Gebete auch für Patriarch Kyrill

Betroffen zeigte sich der Patriarch auch einmal mehr darüber, dass Moskau die Beziehungen zum Patriarchat von Konstantinopel schon vor Jahren abgebrochen hat. Im Ökumenischen Patriarchat werde aber nach wie vor auch für Patriarch Kyrill in den Gottesdiensten gebetet.

Patriarch Bartholomaios dürfte wohl noch immer nicht ganz die Hoffnung aufgegeben haben, dass ein Dialog mit Moskau noch möglich ist. Jedenfalls betonte er gegenüber "Kathpress" und der "Tagespost", dass er einem Ansuchen des ukrainischen Metropoliten Epifanij, dem Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine, bisher noch nicht nachgekommen sei, ein panorthodoxes Konzil einzuberufen, auf dem Patriarch Kyrill verurteilt werden soll.

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Foto: Begegnung in Istanbul am 2. Oktober 2022 - v.l.: Sr. Perpetua Hilgenberg (frühere Äbtissin vom Stift Nonnberg), Erzbischof Franz Lackner, Patriarch Bartholomaios I., Alt-Erzbischof Alois Kothgasser, Pro Oriente-Präsident Alfons Kloss, Metropolit Arsenios (Kardamakis) (c) kathpress/Georg Pulling


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