Papst Franziskus bekräftigt Nein zum Frauenpriestertum

29. November 2022 in Aktuelles


Papst in Interview mit US-Jesuitenmagazin: "Wir amputieren das Wesen der Kirche, wenn wir nur auf die Weiheämter schauen" - Zu Kritik an Äußerungen über Krieg in der Ukraine: "Alle wissen, wie meine Haltung ist, auch ohne Putin zu nennen"


Vatikanstadt/New York (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat sich erneut gegen ein Frauenpriestertum in der katholischen Kirche ausgesprochen. Im Interview mit dem "America Magazine" der US-Jesuiten erklärte er, dass dies ein theologisches Problem sei. "Wir amputieren das Wesen der Kirche, wenn wir nur auf die Weiheämter schauen", so das Kirchenoberhaupt. Der Weg sei nicht nur das geweihte Amt. Das Nein zur Frauenweihe sei aber keine Benachteiligung. "Dass Frauen nicht in das Ämterleben eintreten dürfen, nimmt ihnen nichts weg, nein", äußerte sich der Papst. Vielmehr spiegele sich die Würde der Frau direkt in der Kirche, die ebenfalls weiblich ist, wider.

Leider habe die Kirche bislang "zu oft versagt", dieses Prinzip in der Katechese zu erklären. In der Kirche gebe es sowohl das petrinische als auch das marianische Prinzip, so Franziskus; die Weiheämter hingen mit dem petrinischen Prinzip zusammen, Frauen hingegen seien dem marianischen Prinzip zugeordnet, das "noch wichtiger" sei. "Die Kirche ist Frau. Die Kirche ist Braut. Darum muss die Würde der Frau auf dieser Linie widergespiegelt werden."

Weiter betonte Franziskus etwa die Bedeutung von Frauen in administrativen Positionen. "In dieser Hinsicht glaube ich, dass wir den Frauen mehr Raum geben müssen. Hier im Vatikan funktionieren die Stellen, an denen wir Frauen eingesetzt haben, besser", so der Papst. So habe er etwa im vatikanischen Wirtschaftsrat fünf der sechs Stellen für Laien mit Frauen besetzt. "Das war eine Revolution", sagte Franziskus.

Zudem sei die stellvertretende Gouverneurin des Vatikan weiblich. "Wenn eine Frau in die Politik geht oder etwas leitet, dann macht sie es im Allgemeinen besser. Viele Wirtschaftsexperten sind Frauen, und sie erneuern die Wirtschaft auf konstruktive Weise", lobte Franziskus. Rassismus eine "Sünde gegen Gott" In dem Gespräch, das laut "America Magazine" am 22. November in spanischer Sprache stattfand, äußerte sich der Papst auch zu einer Reihe weiterer Themen.

So verurteilt er in dem Interview etwa Rassismus als eine "unerträgliche Sünde gegen Gott", spricht sich gegen eine "soziopolitische Reduktion der Botschaft des Evangeliums" aus und betont, die Kirche sei im Umgang mit Missbrauchsfällen zur Transparenz verpflichtet - das gelte nicht nur bei Priestern, sondern auch bei Bischöfen. Deutlich warnt er laut "Vatican News" vor einer Polarisierung innerhalb der Kirche: "Polarisierung ist nicht katholisch. Ein Katholik denkt nicht in der Kategorie Entweder-oder; die Essenz des Katholischen ist das Sowohl-als auch."

 Ausführlich spricht der Papst auch erneut über den Ukraine-Krieg und verurteilt den russischen Einmarsch. "Ich habe nie den Eindruck erweckt, dass ich die Aggression vertuschen wollte", betonte Franziskus zur vielfach geäußerte Kritik, er vermeide eine direkte Verurteilung Russlands für den Krieg. "Natürlich, der russische Staat ist derjenige, der einmarschiert; das ist ganz klar." Manchmal versuche er aber, nicht zu spezifisch zu sein, um nicht zu beleidigen. Er verurteile dann eher allgemein, "obwohl klar ist, wen ich verurteile". Es sei nicht nötig, "dass ich einen Namen und Nachnamen nenne", zeigte sich der Papst überzeugt. Wer ihm vorwerfe, "nicht von Putin zu reden", kralle sich "an ein Detail".

"Alle wissen, wie meine Haltung ist, mit oder ohne Putin, auch ohne ihn zu nennen." Wenn er über die Ukraine spreche, dann spreche er auch über Grausamkeit: "Im Allgemeinen sind die Grausamsten vielleicht jene, die zu Russland gehören, aber nicht der russischen Tradition angehören, wie die Tschetschenen, die Burjaten und so weiter", erklärte das Kirchenoberhaupt.

Erneut betonte er die Bereitschaft des Vatikan zu vermitteln - und schildert gleichzeitig, wie er gleich zu Beginn des Krieges mit seinem Bemühen um Friedensdiplomatie in Moskau auf taube Ohren stieß. So erzählt der Papst im "America"-Interview noch einmal von seinem Besuch in der russischen Vatikan-Botschaft in Rom unmittelbar nach Beginn des Kriegs im Februar. Damals habe er Kreml-Chef Wladimir Putin ausrichten lassen, dass er, Franziskus, zu einer Reise bereit sei. Die Bedingung des Papstes sei "ein winziges Zeitfenster für Verhandlungen" gewesen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow habe ihm dann "in einem sehr netten Brief" geantwortet, "dem ich entnahm, dass dies vorläufig nicht nötig sei", berichtete Franziskus. Er habe sich entschieden: "Wenn ich reise, fahre ich nach Moskau und nach Kiew, an beide Orte, nicht nur an einen."

Für Dialog mit Peking In einer weiteren Passage des Interviews verteidigte der Papst auch seine Chinapolitik gegen den Vorwurf, er zahle für sein Zugehen auf die Pekinger Regierung einen hohen Preis, weil er zum Thema Menschenrechte zum Schweigen verurteilt sei. "Das Problem ist nicht sprechen oder schweigen", so Franziskus, "das ist nicht die Realität. Die Realität heißt: in einen Dialog eintreten oder nicht." Er habe sich, was China angehe, "für den Weg des Dialogs entschieden". "Er ist langsam, er hat seine Momente des Scheiterns und des Erfolgs, aber einen anderen Weg sehe ich nicht."

In seiner Ostpolitik orientiere er sich am früheren vatikanischen Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli (1914-1998), dem historischen Architekten vatikanischer Ostpolitik unter den Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. "Abtreibung gehört nicht in Parteienstreit"

Auffallend vorsichtig nahm der Papst gegenüber dem "America Magazine" Stellung zum Thema Abtreibung, das in den USA die Gesellschaft und auch die Kirche in Lager spaltet. Es sei nicht "gerecht, ein menschliches Leben zu eliminieren, um ein Problem zu lösen"; schwierig werde es allerdings, "wenn sich diese Realität, dass da ein menschliches Leben getötet wird, in ein politisches Problem verwandelt, oder wenn ein Hirte der Kirche in ein politisches Kategorisieren eintritt", sagte Franziskus.

Der Papst wörtlich: "Jedes Mal, wenn ein Thema die pastorale Dimension (der Papst spricht von "pastoralidad", Anm.) einbüßt, wird es zu einem politischen Problem, wird es mehr politisch als pastoral. Wir sollten nicht zulassen, dass jemand sich dieses universellen Themas bemächtigt - es gehört nicht der einen oder anderen Partei, es ist universell."

Auf die Frage, ob die US-Bischofskonferenz recht daran tue, den Kampf gegen Abtreibung als Priorität Nummer eins zu bezeichnen, antwortete der Papst, das sei "ein Problem der Bischofskonferenz", das sie "intern lösen" müsse. "Was mich interessiert, ist die Beziehung des Bischofs zum Volk - das ist das Sakramentale. Das andere ist organisatorisch, und Bischofskonferenzen irren manchmal auch."

Diese Unterscheidung führt Franziskus an anderer Stelle des Interviews aus. Bischofskonferenzen seien oft Schauplatz für den "Kampf von Tendenzen, rechts gegen links", trügen aber nicht "eine Verantwortung aus Fleisch und Blut", wie der Bischof sie als "Hirte seines Volkes" trage. "Jesus hat keine Bischofskonferenz geschaffen. Jesus hat Bischöfe geschaffen, und jeder Bischof ist Seelsorger seines Volkes." Eine Bischofskonferenz beschrieb Franziskus als Organisation, die helfen und vereinen soll; sie sei ein Symbol der Einheit. "Aber die Gnade Jesu Christi liegt in der Beziehung zwischen dem Bischof und seinem Volk, seiner Diözese", so der Papst weiter.

"Alle 15 Tage zur Beichte"

Er sei immer fröhlich, wenn er mit Menschen zusammen komme, berichtete Franziskus, der am 17. Dezember sein 86. Lebensjahr vollendet und bald seit zehn Jahren Papst ist, außerdem im Gespräch mit dem "America Magazine". Dabei räumte er aber auch Schwierigkeiten in der Vereinbarkeit mit dem Papstamt ein. "Was ich als Papst mit am schwierigsten finde, ist, dass ich nicht einfach mit Menschen durch die Straße gehen kann", so das Kirchenoberhaupt. Es sei unmöglich, rauszugehen. Glücklich sei er aber trotzdem, "weil Gott mich glücklich macht". Er hätte nichts, was er dem Herrn vorwerfen könnte. "Er ist immer an meiner Seite. Man hat seine Fehler, auch seine Sünden; ich gehe alle 15 Tage zur Beichte - ich weiß es nicht, so bin ich eben", so der Papst. 

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