'Jede und jeder, der regelmäßig betet, weiß es: Das tägliche Gebet verändert'

30. November 2022 in Deutschland


Bischof Oster beim 3. Adoratio-Kongress "Ich glaube, wir müssen in unserer Kirche das Thema geistiges Leben immer fördern. Das Gebet ist Nahrung für die Seele"


Passau (kath.net/pmp/red) Jede und jeder, der regelmäßig betet, weiß es: Das tägliche Gebet verändert. Im Gebet werden wir still vor Gott, im Gebet erfahren wir, dass wir zu Gott gehören und umgekehrt. Warum das so ist und welche Relevanz das Gebet und auch die Anbetung haben können - diesen Fragen gingen verschiedene Referentinnen und Referenten beim dritten Adoratio Kongress nach, der auch in diesem Jahr noch einmal online stattfand. Die Resonanz war überwältigend: Tausende verfolgten den Kongress live über Fernsehen, Radio und Stream. Veranstaltet wurde er vom Passauer Referat für Neuevangelisierung in Kooperation mit den Bistümern Augsburg und Eichstätt.

Insgesamt sollte der Adoratio-Kongress zur eucharistischen Anbetung eine Unterstützung in der Erneuerung des Glaubens im deutschsprachigen Raum sein. Das zeigte auch Bischof Stefan Oster in seinen Begrüßungsworten: „Ich glaube, wir müssen in unserer Kirche das Thema geistiges Leben immer fördern. Das Gebet ist Nahrung für die Seele.“ Die Kirche und die Welt gehen durch herausfordernde Zeiten. Umso wichtiger sei es daher, ein betender Mensch zu werden. „Von Angesicht zu Angesicht – Sehnsucht nach Bindung“, unter diesem Motto stand der Vortrag von Bischof Stefan. „Beten lernen heißt lieben lernen“, umschrieb der Bischof den Sinn des Gebets in einem Satz. Im Alten Testament bete der Psalmist: „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.“ Die Frage nach dem Antlitz Gottes sei vergleichbar mit einer Beziehung zwischen zwei Personen: Alle Äußerlichkeit einer Person sage noch nichts darüber aus, wer die Person ist. Die eigentliche Dimension von Antlitz liege hinter dem Äußerlichen, so Oster: „Erst eine innere Begegnung oder Erfahrung von tiefem Vertrauen lässt uns davon erkennen, wie jemand wirklich ist. Und von daher sei zu verstehen, warum der Psalmist das Antlitz Gottes schauen möchte“. In Christus könne man das Antlitz Gottes erkennen verdeutliche Bischof Stefan: „Wenn Du immer mehr erkennst, wer Jesus ist, dann erkennst Du auch in ihm, wer der Vater ist.“ Durch ihn könnten wir in den inneren Herzensraum des Vaters eintreten und mehr und mehr lernen, dass wir geliebt und getragen sind.

Pete Greig, Leiter des „24/7 Prayer Movement“ wies in seinem Vortrag auf eine Stelle in der Apostelgeschichte hin (Apg 4, 23-31). Dort sei eines der ersten überlieferten Gebete der Apostel. Dieses Gebet der frühen Kirche zeige uns, dass die Gemeinde in großer Bedrängnis vor allem Gott anbetete, ihn lobte und ihm dankte, bevor sie ihre Bitten an ihn richteten. Und doch würden sie souverän beten und sich daran erinnern, in welche Berufung Jesus sie gestellt habe und wer und wie Gott sei. Welche Veränderung in der Welt ein ehrliches Gebet habe, könne man auch bei Franz von Assisi sehen, erzählte Pete Greig. Bernardo di Quintavalle, ein ortsansässiger Aristokrat wollte Franziskus prüfen und lud ihn in sein Haus ein. Nachts beobachtete er, wie der Franziskaner kniend betete: „Mein Gott und mein Alles.“ Durch das ehrliche Vorbild im Gebet des Mönchs änderte sich Bernardos Herz und er wurde der erste Franziskaner. „Die frühe Kirche verstand, und Franz von Assisi verstand, dass der Kern der Veränderung der Welt darin besteht, dass unsere eigenen Herzen verändert werden. In der Gegenwart Gottes erfahren wir seine Macht, seine Wirklichkeit und seine Führung“, so Greig. So zeigte er auf, dass Beten die Kraft habe, die Welt zu verändern.

Ein ausführliches Podiumsgespräch, das von Sophia Kuby (ADF International) moderiert wurde, ging der Frage nach, ob Gebet verändere. Sr. Marie-Therese Frie, Maximilian Oettingen und Michael Beering unterhielten sich darüber, wie sie das Gebet für sich entdeckt haben und wie sie es in ihren Leben auf besondere Art und Weise pflegen. Die Josefsschwester Marie-Therese Frie berichtete, dass die Ordensgemeinschaft unter dem Motto lebe: „Von der Anbetung zum Dienst und vom Dienst zur Anbetung.“ In diesem Jahr wurde neben dem Stundengebet, inspiriert durch den Adoratio Kongress 2019 in Altötting, in ihrem Orden die 24/7-Anbetung begonnen. Für Maximilian Oettingen, Leiter der Loretto-Gemeinschaft, ist Gebet die Basis und die Erneuerung in der Kirche. Als gläubige Menschen müssten wir heute mehr denn je tiefe Freundschaften leben - und nicht nur über, sondern mit Gott sprechen, berichtete er. Der dritte Sprecher, Michael Beering, Missionar im Gebetshaus Augsburg, beschrieb das Gebet so: „Gebet ein Ort des tiefen Friedens und der Identität: Ich werde nur unter dem Blick desjenigen, der mich gemacht hat, zu demjenigen, der ich bin. Beim Gebet geht es um Begegnung.“ So stimmten alle drei überein, dass Gebet den Blick auf die Welt verändere. Es schenke eine tiefe Hoffnung.

Am Abend fanden an 30 Orten in den am Kongress beteiligten Diözesen Augsburg, Eichstätt und Passau und darüber hinaus in den Bistümern Aachen, Bamberg, Freiburg, München, Freiburg und Würzburg Adoratio-Gebetsabende statt. Diese sollten den Höhepunkt des Kongresses bilden. „Das, worüber wir am Vormittag nachgedacht haben, sollte am Abend Wirklichkeit werden. Begegnung mit dem Herrn in der Eucharistie, Bleiben vor ihm, gemeinsam beten und singen und andere Menschen dazu einladen.“ so Ingrid Wagner, Leiterin des Referats für Neuevangelisierung. Der nächste Adoratiokongress findet von 09. bis 11. Juni 2023 live in Altötting statt.


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