Der echte Trost

30. November 2022 in Aktuelles


Franziskus: die Unterscheidung – die ‚Passwörter' des bösen Geistes erkennen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und jedem Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt. Dann werdet ihr rein und ohne Tadel sein für den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus kommt, zur Ehre und zum Lob Gottes“ (Phil 1,9-11)

Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zur „Unterscheidung“ fort. In der zehnten Katechese beschäftigte sich der Papst mit weiteren Elementen und widmete sich dem Thema: „Der echte Trost“.

Die letzte Katechese hatte von der Bedeutung des Trostes in der geistlichen Unterscheidung gehandelt. „Wie aber wissen wir“, fragte sich der Papst, „dass es sich um echten Trost und keine Täuschung des bösen Feindes handelt?“.

Der heilige Ignatius von Loyola gebe uns hierzu in seinen Exerzitien einige Kriterien an die Hand (Nr. 333): „sind die Gedanken von ihrem Anfang über ihre Mitte bis hin zum Ende auf das Gute ausgerichtet oder versetzt etwas Böses unsere Seele in Unruhe und gefährdet ihren inneren Frieden?“. Wir müssten auf der Hut sein, da der böse Feind auf hinterlistige Weise versuche, unsere Gedanken als Schlüssel zu unseren Herzen zu benutzen und uns so anziehende, aber falsche Vorstellungen einzugeben.

Deshalb sei es wichtig, unsere Gedanken in der täglichen Gewissenserforschung zu prüfen und das Geschehene zu bewerten, um Fehler nicht zu wiederholen. Die geistliche Unterscheidung beschäftige sich also nicht nur im Allgemeinen mit Gut oder Schlecht, sondern sie nehme konkret in den Blick, was für mich hier und jetzt gut und richtig sei, um so durch das Wirken der Gnade in der inneren Freiheit zu wachsen, und auf dem Weg zu Gott, dem wahren Gut, voranzuschreiten.

Die Art des Feindes sei es nun, sich auf hinterhältige, verdeckte Weise zu zeigen: „er beginnt mit dem, was uns am meisten am Herzen liegt, und zieht uns dann nach und nach zu sich heran. Das Böse dringt heimlich ein, ohne dass der Mensch es merkt“. Und mit der Zeit werde die Sanftheit zur Härte.

Daher sei also diese geduldige, aber unverzichtbare Unterscheidung des Ursprungs und der Wahrheit der eigenen Gedanken so wichtig. Sie bilde eine Aufforderung, aus der Erfahrung zu lernen, aus dem, was uns widerfahre, um nicht immer wieder dieselben Fehler zu machen. Je mehr wir uns selbst kennten, „desto mehr spüren wir, wo der böse Geist eindringt, seine ‚Passwörter’, die Eingangstüren zu unserem Herzen, die Punkte, für die wir am empfindlichsten sind, um in Zukunft darauf zu achten“.

Die Beispiele ließen sich beliebig vermehren, wenn wir über unsere Tage nachdächten. Deshalb sei die tägliche Gewissenserforschung so wichtig: „sie ist die kostbare Anstrengung, die Erfahrung aus einem bestimmten Blickwinkel heraus zu lesen. Es ist wichtig zu bemerken, was geschieht, denn es ist ein Zeichen dafür, dass Gottes Gnade in uns wirkt und uns hilft, in Freiheit und Bewusstsein zu wachsen“.

Der echte Trost sei eine Art Bestätigung, dass wir das täten, was Gott von uns wolle, „dass wir auf seinen Wegen wandeln, das heißt auf den Wegen des Lebens, der Freude und des Friedens. In der Tat geht es bei der Unterscheidung nicht einfach darum, was gut oder das größtmögliche Gut ist, sondern darum, was für mich hier und jetzt gut ist: Daran soll ich wachsen, indem ich anderen Vorschlägen, die zwar verlockend, aber unwirklich sind, Grenzen setze, um mich auf der Suche nach dem wahren Gut nicht zu täuschen“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger deutscher Sprache. In dieser Adventszeit möge die Lampe unseres Glaubens an Christus unser Leben hell erleuchten. Wenn wir unsere Hoffnung im Herrn verankern, können wir jede Täuschung überwinden, um zur vollkommenen Freude zu gelangen.

 


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