Kohlgraf: Papst Franziskus ist über Synodalen Weg „gut informiert“, aber beurteilt ihn „kritisch“

2. Dezember 2022 in Deutschland


Mainzer Bischof nach Ad limina-Treffen: Es war „wahrnehmbar“, dass der Papst „die Situation der Kirche in Deutschland und den Synodalen Weg kritisch beurteilt“ – „Bei mir herrscht mehr Ernüchterung als Hoffnung auf kleine Schritte der Veränderung“


Mainz-Vatikan (kath.net/pl) Aufschlussreich hinsichtlich des Ad limina-Besuchs der Deutschen Bischofskonferenz ist das „Wort des Bischofs“, das der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in der Kirchenzeitung „Glaube und Leben“ veröffentlicht. Merklich desillusioniert beschreibt er seine „persönlichen Eindrücke“: „Zentral war die mehrstündige Begegnung mit Papst Franziskus. Von der menschlichen Seite aus gesehen ist er sehr präsent, und er ist gut informiert. Dabei wurde – wie auch anderenorts – wahrnehmbar, dass er die Situation der Kirche in Deutschland und den Synodalen Weg kritisch beurteilt. Er hat sehr grundsätzliche Gedanken geäußert, die aus anderen Zusammenhängen von ihm bekannt sind. Am Ende verwies er auf den Brief an die Gläubigen in Deutschland vom 29. Juni 2019, in dem er alles gesagt habe, was ihm wichtig sei.“

Die Briefe der Kurienkardinäle Ladaria und Quellet seien ja mittlerweise veröffentlicht, doch habe sich auch der moderierende Kardinalstaatssekretär Parolin „mit seinen Einschätzungen“ nicht zurückgehalten, schildert Kohlgraf.

Kohlgraf ordnet die massive Kritik des Vatikans, ja des Papstes persönlich, folgendermaßen ein:

- „Es ist meiner Wahrnehmung nach nicht angekommen, dass die Texte aus Deutschland keine neue Lehre formulieren, aber Fragen zur weiteren Öffnung der Diskussion in der Weltkirche stellen wollen. Das geforderte Moratorium des Synodalen Weges durch Kardinal Ouellet konnte abgewendet werden.“

- „Im Frühjahr 2023 wird es die Abschlusssitzung in Frankfurt geben. Von Kardinal Parolin wurde ein Brief angekündigt, auf den wir nun warten.“

- Ihm sei „klargeworden: Wir werden die Konstruktion einer Verstetigung der Synodalität in Deutschland in Form eines Synodalen Rates nicht angehen können, ohne die römischen Beteiligten am weltweiten synodalen Prozess einzubeziehen. Das bedeutet aber nicht, dass wir einfach nur deren Vorgaben übernehmen. Ohne Ringen wird es nicht gehen.“

- Während der Ad limina-Gespräche habe er „nicht in jedem Beitrag“ „den Ton“ „als wertschätzend erlebt“.

- „In aller Kürze und Deutlichkeit: Bei mir herrscht mehr Ernüchterung als Hoffnung auf kleine Schritte der Veränderung.“

Weiterführender Link: Der oben erwähnte Brief von Papst Franziskus an das Pilgernde Volk Gottes in Deutschland (2019) in voller Länge!

 

Archivfoto Bischof Kohlgraf (c) Bistum Mainz


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