Wachhunde und bewaffnete Eskorte Alltag für Bischof in Nigeria

28. Mai 2023 in Aktuelles


Kadunas Erzbischof Ndagoso: "Wir fahren oft an Fahrzeugen vorbei, die angegriffen wurden, und das erinnert uns daran, dass uns das jeden Moment passieren kann".


London/Abuja (kath.net/ KAP)
Wachhunde am Bischofshaus und eine bewaffnete Eskorte: Für den katholischen Erzbischof von Kaduna im Norden Nigerias, Matthew Ndagoso, gehört das zum Alltag. In nur drei Jahren seien acht Priester seiner Diözese entführt worden, wobei drei von ihnen ums Leben gekommen sind und einer vermisst wird, berichtet Ndagoso in einem Beitrag auf dem Onlineportal des britischen Zweigs des internationalen Hilfswerks "Kirche in Not" ("Aid to the Church in Need").

In vielen Regionen Nigerias wägten Priester mittlerweile die Risiken sorgfältig ab, bevor sie eine Fahrt oder Reise beginnen, so der 63-Jährige, der seit 2007 Erzbischof von Kaduna ist. "Wir fahren oft an Fahrzeugen vorbei, die angegriffen wurden, und das erinnert uns daran, dass uns das jeden Moment passieren kann." Zur Verbreitung des Glaubens brauche es auch Priester, fügte Ndagoso hinzu. "Aber wir wissen, dass wir Risiken eingehen, wenn wir jemanden irgendwohin schicken."

Zur bedrohten Lage der Christen in Nigeria verwies das Hilfswerk auf seinen Report "Verfolgt und vergessen?", der Entwicklungen im Hinblick auf die religiöse Verfolgung in Afrika, im Nahen Osten und Asien für den Zeitraum von 2020 bis 2022 dokumentiert. Demnach breitet sich in Afrika der Dschihadismus vorrangig in den Staaten der Sahel-Region immer weiter aus. In Nigeria starben laut ACN allein zwischen Jänner 2021 und Juni 2022 bis zu 7.600 Christen durch terroristische Angriffe.

Islamisten und andere, die Spaltung und Konflikte im Land schüren wollen, versuchten ständig, Christen und Muslime gegeneinander auszuspielen, sagte Kadunas Erzbischof Ndagoso. "Religion sollte uns vereinen, nicht spalten", fügte er hinzu.

Nigeria wird neben dschihadistischer Gewalt auch von ethnischen Spannungen, Bandenkriminalität sowie Landkämpfen zwischen Fulani-Nomaden und mehrheitlich christlichen Bauern erschüttert. Regelmäßig werden auch Priester und Ordensleute entführt und ermordet.

Erst vor wenigen Tagen beklagte Erzbischof Ndagoso auch bei einer Pastoralkonferenz der Erzdiözese Kaduna anhaltende Banditentätigkeit, Entführungen zur Erpressung von Lösegeld, Konflikte zwischen Hirten und Landwirten und die vielschichtige Armut im Land. "Wir hoffen und beten aufrichtig, dass die neue Regierung dem drängenden Problem der Unsicherheit mehr Aufmerksamkeit schenken wird", sagte er laut örtlichen Medien in seiner Bischofsstadt.

Priester und andere pastorale Mitarbeiter rief er zu anhaltenden Bemühungen um die Förderung des ökumenischen und interreligiösen Dialogs sowie der interkulturellen Beziehungen für ein friedliches Zusammenleben der Menschen auf. Es gelte Brücken über ethnische, religiöse, politische und soziale Grenzen hinweg zu bauen.

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