Missbrauchsopfer: Papst soll Glaubenspräfekt Fernandez absetzen

28. September 2023 in Aktuelles


Protest von Vertreterinnen und Vertreter von Betroffenenorganisationen vor Kardinalserhebung am Samstag


Rom  (kath.net/KAP) Missbrauchsbetroffene haben Papst Franziskus aufgefordert, den neuen vatikanischen Chefdogmatiker Victor Fernandez abzusetzen. "Erzbischof Fernandez muss weg! Sie müssen ihn aus dieser Position entfernen", sagte Peter Isley von der US-amerikanischen Initiative SNAP am Donnerstag in Rom.

Vor der Engelsburg unweit des Vatikans demonstrierten er und rund 20 Vertreter von Betroffenenorganisationen gegen den neuen Präfekten des Glaubensdikasteriums. Sie präsentierten drei Fälle mutmaßlichen Missbrauchs durch Priester in Argentinien. Fernandez, damals Erzbischof von La Plata, habe als zuständiger Vorgesetzter nicht angemessen auf diese Fälle reagiert, sagten die Sprecher. Der Papst dürfe ihn daher nicht wie geplant am Samstag zum Kardinal erheben.

Der Argentinier Fernandez ist seit Mitte September Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, die auch für die Verfolgung von Missbrauchstätern zuständig ist. Am Samstag will ihn der Papst zusammen mit 20 weiteren Priestern im Vatikan zum Kardinal erheben.

Am Mittwoch startet dann die Arbeitsphase der Weltsynode: Fast den ganzen Oktober hindurch werden rund 450 Teilnehmende - darunter Fernandez - über neue Beratungsformen und mehr Mitbestimmung in der Kirche diskutieren. Dabei wird es unter anderem um Hierarchien, die Aufwertung von Frauen und den Umgang mit sexuellen Minderheiten gehen.

Der Sprecher der deutschen Initiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, erwartet, dass bei der Weltsynode auch das Thema Missbrauch eine Rolle spielen wird. Frauenweihe und Zölibat seien eine innerkirchliche Angelegenheit, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Aber ob Kinder geschützt werden oder nicht, ist keine innerkirchliche Angelegenheit." Das Thema habe eine Dringlichkeit, die ihm bei vielen Kirchenvertretern fehle - auch bei Franziskus.

Den Papst forderte er auf, Richtlinien gegen Missbrauch umzusetzen und die Fallakten zu öffnen, die Bistümer zur Bearbeitung an die Glaubensbehörde geschickt haben. "Wir gehen davon aus, dass mehrere Tausend Missbrauchsfälle hier in Rom aufbewahrt werden und diese Akten müssen zugänglich gemacht werden - den Betroffenen, aber vor allem auch unabhängigen Aufarbeitern", sagte Katsch.

 

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