Mexiko-Stadt: Verwirrung um Glockengeläut während Demonstration

20. Februar 2024 in Weltkirche


Kirche verteidigt sich gegen Vorwurf der Einmischung in politische Debatte durch Angelus-Läuten


Mexiko-Stadt (kath.net/KAP) Zu Verwirrung und einer Klarstellung von Kirchenseite hat am Sonntag in Mexiko-Stadt das Glockengeläut der Hauptstadt-Kathedrale während einer Demonstration für faire Wahlen geführt. "Es ist nicht das erste Mal, dass das Läuten der Glocken als Versuch genannt wird, Stimmen zum Schweigen zu bringen", ist einer Pressemitteilung der Domkirche vom Sonntagabend (Ortszeit) zu entnehmen. Die Kirche hege jedoch keinerlei "böse Absichten", wie von manchen Medien unterstellt worden sei: Statt sich in die politische Debatte einzumischen, sei durch das Geläut nur zum Mittagsgebet aufgerufen worden - wie an jedem anderen Tag auch.

Schauplatz war eine Großkundgebung, zu der sich am Sonntagvormittag mehrere Hunderttausend Demonstranten am zentralen Platz von Mexiko-Stadt, dem Zocalo, eingefunden hatten, viele von ihnen in Rosa, der Farbe der Wahlbehörde INE, gekleidet. Auf dem riesigen Platz liegt sowohl der Präsidentenpalast als auch die Kathedrale.

Um 11.49 Uhr begannen laut Medienberichten die Glocken für zehn Minuten zu läuten, als auf dem Podium gerade der frühere INE-Leiter Lorenzo Cordova vor einer autoritären Machtkonzentration durch die von Staatspräsident Andres Manuel Lopez Obrador eingeleiteten Reformen warnte. Man habe seine Worte nicht mehr verstanden und einige Teilnehmer hätten die Kundgebung verlassen, hieß es auf dem Portal "LatinUS.us".

Von kirchlicher Seite wurde in der Reaktion auf die Kritik auf die an Sonntagen übliche dreimalige Glocken-Ankündigung der Mittagsmesse sowie auf das tägliche Geläut zum Angelus-Gebet um 12 Uhr verwiesen. Dieser Brauch sei seit der Errichtung der Kathedrale im Jahr 1654 nur in politischen Ausnahmezeiten sowie während der Glockenturm-Renovierung unterbrochen worden.

Allerdings habe bereits einmal - im November 2007 - das Mittagsläuten während einer politischen Kundgebung für einen gröberen Zwischenfall gesorgt: Auch damals sei der Kathedrale vorgeworfen worden, eine Demonstration "boykottieren" zu wollen, worauf Hunderte Demonstranten gewaltsam in das Gotteshaus eingedrungen seien und die anwesenden Gemeindemitglieder und Priester angegriffen hätten. Damals sei die Kathedrale für mehr als eine Woche lang geschlossen und Sicherheitskontrollen am Eingang eingeführt worden.

In der Pressemitteilung rief die Kirche das mexikanische Volk zudem auf, "gemeinsam für Frieden und Versöhnung in unserem Land zu beten, damit wir gemeinsam auf der Suche nach einer besseren Zukunft für alle vorankommen können".

Hintergrund der Demonstrationen, die am Sonntag außer in der Hauptstadt auch in anderen Städten des Landes stattfanden, war neben den am 2. Juni anstehenden Präsidentschaftswahlen auch der bereits vollzogene Abbau demokratischer Institutionen durch den scheidenden Staatspräsidenten Lopez Obrador. Dessen Wahlreform hat die Wahlbehörde INE drastisch zusammengekürzt, was unter anderem von den Bischöfen des Landes scharf kritisiert worden ist.

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