Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“

26. März 2024 in Deutschland


Früherer CDU-Kanzlerkandidat: „Also: wir Politiker müssen uns kritisch hinterfragen, die Medien müssen es“ – „Entweder du bist für die eine Maßnahme, oder du bist ein Coronaleugner, es gab aber eine Menge dazwischen“


Berlin (kath.net/pl) „Wir müssen selbstkritisch sagen: Wir hätten facettenreicher die wissenschaftliche Expertise nutzen müssen, wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen.“ Das vertrat Armin Laschet, der frühere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, früherer CDU-Kanzlerkandidat und früherer CDU-Bundesvorsitzender. Laschet ist weiterhin Bundestagsabgeordneter, außerdem ist er Vizepräsident der der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Die Corona-Debatte sei „sehr moralisiert gewesen, erläuterte er im Interview mit Christian Sievers im ZDF: „Entweder du bist für die eine Maßnahme, oder du bist ein Coronaleugner – es gab aber eine Menge dazwischen, und dieses ‚Dazwischen‘, das müssen wir wieder lernen.“

Auch wünsche er sich im Deutschen Bundestag eine Enquete-Kommission zum Thema, wie man mit einer künftigen Pandemie umgehen werde, sagte der Ministerpräsident a.D. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vertrete zwar, dass dies alle nur Rechtspopulisten helfe, aber Laschet sieht das „komplett anders: wenn wir es NICHT machen, hilft das Verschwörungstheoretikern“. „Wir müssen alles offenlegen“, fordert Laschet mit Blick auch auf die Offenlegung der Protokolle des Robert-Koch-Instituts (RKI). Man könne den Protokollen entnehmen, „wie differenziert damals beim RKI damals diskutiert wurde, und wie wenig von dieser Meinungsvielfalt dann am Ende in die konkrete Politik eingemündet ist“, dies müsse man „aufarbeiten“. Er erinnere sich beispielsweise, „wie mit Virologen wie [Jonas] Schmidt-Chanasit oder Hendrik Streek umgegangen worden ist. Es gab nur eine einzige Meinung, die wurde damals als die einzig richtige Meinung angesehen“. Für das RKI fordert er für die Zukunft „eine größere Unabhängigkeit“, „weniger politischer Einfluss und mehr wissenschaftliche Vielfalt“.

Erst zum Ende des Interviews macht Laschet noch eine weitere wichtige Bemerkung: „Es muss auch eine kritische Bilanz in den Medien geben: dass diese RKI-Protokolle nun von einer Plattform erklagt werden, von der man sagt, sie sei verschwörungstheoretisch“, sage ja auch, „dass Qualitätsmedien NICHT die Offenlegung der Protokolle eingeklagt haben. Und damals gab es auch medial eine überwiegende Position“ der Nichthinterfragung der Politik. „Also: wir Politiker müssen uns kritisch hinterfragen, die Medien müssen es“. Er hoffe, dass „die Spaltung der Gesellschaft“, die er auch sonst in einigen Themenbereichen (zb. Klima, Krieg) beobachte, „durch solch eine neue Dialogkultur, die auch Fehler zugesteht, sich in unserem Land wieder beruhig“.

Auf die während der Pandemie teilweise von Politikern geforderte Impfpflicht - die ja in einigen Berufsgruppen faktisch bereits umgesetzt worden war -, ging das Interview nicht ein.

CDU-Politiker Armin Laschet im ZDF-Interview:
<blockquote class="twitter-tweet"><p lang="de" dir="ltr">Während der Coronapandemie &quot;nur eine einzige Meinung&quot; zuzulassen, hätte „die Spaltung der Gesellschaft“ bis heute mitverursacht, sagt der ehemalige Ministerpräsident von NRW <a href="https://twitter.com/ArminLaschet?ref_src=twsrc%5Etfw">@ArminLaschet</a> im Gespräch mit <a href="https://twitter.com/CHSievers?ref_src=twsrc%5Etfw">@CHSievers</a> . <a href="https://t.co/QeSs5UsZYI">pic.twitter.com/QeSs5UsZYI</a></p>&mdash; ZDF heute journal (@heutejournal) <a href="https://twitter.com/heutejournal/status/1772010084660388016?ref_src=twsrc%5Etfw">March 24, 2024</a></blockquote> <script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

 


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