9. April 2024 in Chronik
Seewald: Benedikt war kein „Übergangspapst“ - „Viele der Reformen, die Papst Franziskus Popularität bescherten, wurden in Wahrheit von Benedikt XVI. ins Werk gesetzt“
Regensburg (kath.net/pbr) Peter Seewald, der Biograf Papst Benedikts XVI., hat der Einschätzung von Papst Franziskus, Benedikt sei nur ein „Übergangspapst“ gewesen, widersprochen. In einem Interview mit der „Katholischen SonntagsZeitung für das Bistum Regensburg“ (Ausgabe dieser Woche) sagte Seewald, Benedikt habe in den knapp acht Jahren seines Pontifikats „entscheidende Weichen“ gestellt und „wahrlich auch Geschichte geschrieben“: „Viele der Reformen, die Papst Franziskus Popularität bescherten, wurden in Wahrheit von Benedikt XVI. ins Werk gesetzt.“ Seewald nennt für Benedikts Initiativen mehrere Beispiele: „Er führte erstmals offene Bischofssynoden ein. Er begann mit dem Umbau des vatikanischen Finanzwesens. Er erzielte gewaltige Fortschritte im interreligiösen Dialog. Er intensivierte die Beziehung zum Judentum, die nie besser war als in seiner Amtszeit.“ Nicht zuletzt habe Benedikts Rücktritt „das Papsttum verändert, wie es in der Neuzeit noch nie verändert wurde“.
Papst Franziskus wird in einem neuen Buch des spanischen Vatikan-Korrespondenten Javier Martinez-Brocal mit den Worten zitiert, beim Konklave 2005 habe man nach dem „dynamischen“ Pontifikat Johannes Pauls II. „einen Papst gebraucht, der ein gesundes Gleichgewicht bewahrt, einen Übergangspapst“. Diese Einschätzung erklärt Peter Seewald im Interview mit der „Katholischen SonntagsZeitung“ so: Franziskus fahre immer „zweigleisig“. Einmal lobe er Benedikt, dann wieder mache er ihn „klein“, etwa wenn er ihn „Großvater, väterlicher Freund oder eben ,Übergangspapst‘“ nenne.
Als Erklärung für diese „Zweigleisigkeit“ merkt Seewald an: „Von Anfang an wollte Bergoglio aus der Kontinuität der Päpste ausbrechen, Überkommenes zur Disposition stellen, durcheinanderwürfeln oder einfach auch nur ,Chaos‘ anrichten, wie er in dem neuen Buch von Javier Martinez-Brocal sagt.“ Als Beispiel für diese Haltung von Papst Franziskus erwähnt Seewald den Umgang mit dem tridentinischen Messritus: „Wer der Herr im Hause ist, zeigte er demonstrativ mit der Schleifung des von Benedikt liberalisierten Zuganges zur Alten Messe. Der emeritierte Papst musste davon aus der Zeitung erfahren. Dies zum angeblich ,herzlichen Verhältnis‘ der beiden.“
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