29. August 2024 in Chronik
Der kanadische Psychologe warnt vor dem Abgleiten freier Gesellschaften in den Totalitarismus.
Berlin (kath.net/jg)
Anhand der Geschichte des biblischen Jona warnt der kanadische Psychologe und Autor Jordan Peterson vor der Möglichkeit freier Gesellschaften in einen totalitären Staat abzugleiten. Jeder sei dazu aufgerufen, die Wahrheit zu sagen, so lange es möglich ist.
Bei einem Forum der Alliance for Responsible Citizenship (ARC) in Deutschland stellt Peterson die Frage, wie es möglich ist, dass ein freies Land in den Griff eines totalitären Albtraums gerät. Seine Antwort: Weil jede einzelne Person, die in diesem Land lebt, sich entschieden hat den Mund zu halten, wenn es dazu aufgerufen ist, das zu sagen, was gesagt werden sollte.
„Wenn Sie den Mund halten, wenn Sie aufgerufen sind die Wahrheit zu sagen, dann bringen Sie nicht nur das Schiff des Staates in Gefahr. Sie verurteilen auch sich selbst und alle die Sie lieben zu einer Reise an den dunkelsten Ort, den Sie sich vorstellen können“, sagt er wörtlich.
Man müsse verstehen, dass es keinen Unterschied zwischen einem totalitären Staat und einem Staat gibt, in dem jede einzelne Person immer über alles lügt und zwar sowohl indem sie Falsches sagt als auch Wahres verschweigt.
Gute Menschen haben einen Auftrag von ihrem Gewissen, fährt Peterson fort. Dieser Auftrag laute, aus der spirituellen Quelle ihres Herzens zu sprechen.
Alliance for Responsible Citizenship heißt auf deutsch übersetzt etwa „Allianz für verantwortungsvolles Bürgertum“. Deutschland wisse was es heißt, verantwortungsvoll zu sein, stellt Peterson fest. Eine der Bedeutungen ist: „Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann halten Sie den Mund nicht nur auf ihre Gefahr, sondern auf die Gefahr von allem, von allem das Sie lieben, allem das Sie wissen, Ihrem Land, der Welt.“ Das sei eine Folge der Tatsache, dass jeder Mensch nach dem Abbild Gottes geschaffen sei und deshalb eine Aufgabe habe.
Peterson stellt fest, dass das offene Aussprechen unbeliebter Tatsachen seinen Preis hat. „Glauben Sie nicht, dass das keine Kosten hat. Aber glauben Sie nicht, dass die Kosten für das Reden weniger sind als die Kosten für das Schweigen, weil das Leben so nicht funktioniert. Die Kosten für das Schweigen kommen später, aber verzögerte Strafen sind meistens viel schlimmer als die Strafen, die Sie bekommen, wenn die Zeit da ist“, warnt er.
Wenn die Folgen für das Sprechen jetzt schon hoch seien, dann sei man schon in einer schlimmen Situation und es sei besser, sich jetzt zu Wort zu melden, bevor es noch schlimmer werde. Und es werde schlimmer werden, je nachdem wie sehr die Menschen bereit seien zu schweigen, sagt er.
Hier könne man Sinn für das Leben finden, fährt Peterson fort. Irgendwann müssen wir alle sterben. „Da können Sie in Ihrem im Leben etwas Vornehmes tun. Das könnte das größte romantische Abenteuer Ihres Lebens werden. Sie haben sich aus der falschen Sicherheit ins Chaos begeben und Gott alleine weiß, was Sie dort erleben werden. Wenn Sie das freiwillig tun, wird das Beste in Ihnen die Möglichkeit erhalten, sich zu zeigen. Dann können Sie das Licht auf dem Berg sein, das die Welt erleuchtet. Der Lohn, den Sie erhalten, wenn Sie Ihrem Gewissen folgen, wird um so vieles größer sein als jede Strafe.“
Das sei die Definition des entwickelten Glaubens. Peterson wörtlich: „Glauben Sie an die Wahrheit? Macht die Wahrheit Sie frei? Das heißt nicht, dass das keinen Preis hat. Aber alles hat seinen Preis. Sie können nicht entscheiden, ob es einen Preis gibt, sie können entscheiden, wofür Sie den Preis zu zahlen bereit sind. Und da Sie einen Preis zahlen müssen, können Sie ihn für das zahlen, was heilig ist, denn wofür sonst würden sie sich entscheiden?“
© Foto Jordan Peterson: Gage Skidmore, Creative Commons Lizenz CC BY-SA 2.0, Bild verändert
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