1. September 2024 in Aktuelles
Franziskus: die wahre Reinheit, die Gott uns schenkt. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Angelus mit Papst Franziskus am zweizwanzigsten Sonntag im Jahreskreis, letzter Angelus vor der längsten Auslandsreise des Pontifikats nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur (2.-13. September 2024). Am Vormittag hatte der Papst wie üblich die Basilika Santa Maria Maggiore aufgesucht, wo er im Gebet vor der Ikonen „Salus Populi Romani“ verweilte.
„Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen“.
Im Evangelium (vgl. Mk 7,1-8.14-15.21-23), spreche Jesus über das Reine und das Unreine: ein Thema, das seinen Zeitgenossen sehr am Herzen gelegen habe und das vor allem mit der Einhaltung von Riten und Verhaltensregeln verbunden gewesen sei, „um jeden Kontakt mit Dingen oder Personen, die als unrein galten, zu vermeiden und, falls dies doch geschah, den ‚Fleck’ zu beseitigen“.
Einige Schriftgelehrte und Pharisäer, die sich streng an diese Regeln hielten, werfen Jesus vor, er habe seinen Jüngern erlaubt, „mit unreinen, d. h. ungewaschenen Händen“ zu essen (vgl. Mk 7,2). Er nutze die Gelegenheit, sie aufzufordern, über die Bedeutung der „Reinheit“ nachzudenken.
Diese sei nicht an äußere Rituale gebunden, sondern in erster Linie an die innere Gesinnung. Um rein zu sein, sei es also nicht nötig, sich mehrmals die Hände zu waschen, wenn man dann böse Gefühle wie Habgier, Neid und Stolz oder böse Absichten wie Betrug, Diebstahl, Verrat und Verleumdung hege. Dies sei ein Ritualismus, der nicht dazu führe, dass man im Guten wachse: „Im Gegenteil, er kann manchmal dazu führen, dass man Entscheidungen und Haltungen, die der Nächstenliebe zuwiderlaufen, die die Seele verletzen und das Herz verschließen, bei sich selbst und bei anderen vernachlässigt oder sogar rechtfertigt“.
Das sei auch für uns wichtig: „Man kann zum Beispiel nicht die heilige Messe verlassen und schon auf dem Kirchhof anhalten, um böse und gnadenlos über alles und jeden zu tratschen. Oder sich im Gebet fromm zeigen, aber dann zu Hause die Familienmitglieder kalt und unnahbar behandeln oder die alten Eltern vernachlässigen, die Hilfe und Gesellschaft brauchen“. Oder man sei scheinbar sehr gerecht zu allen, leiste vielleicht sogar einige freiwillige Arbeiten und philanthropische Gesten, hege dann aber innerlich den Hass gegen andere, verachte die Armen und Geringsten oder verhalte sich unehrlich bei der Arbeit.
Dadurch werde unsere Beziehung zu Gott auf äußere Gesten reduziert. Wir blieben innerlich undurchlässig für die reinigende Wirkung seiner Gnade und verharrten in Gedanken, Botschaften und Verhaltensweisen ohne Liebe. Dafür seien wir nicht geschaffen, sondern für die wahre Reinheit, die Gott uns schenkt.
„Fragen wir uns also“, so Franziskus abschließend: „Lebe ich meinen Glauben konsequent? Verwirkliche ich in meinen Gefühlen, Worten und Taten das, was ich im Gebet sage, in der Nähe und im Respekt gegenüber meinen Brüdern und Schwestern?“.
Foto (c) Vatican Media
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