3. Dezember 2024 in Familie
Mediziner beobachtet gewandelte Einstellung zu hormonellen Verhütungsmitteln - Neue Leitlinie der deutschsprachigen Gynäkologenverbände betont Zuverlässigkeit der sympto-thermalen Methoden zur Familienplanung
Würzburg (kaht.net/KAP) Die sogenannte Natürliche Empfängnisregelung (NER) wird als sichere Alternative zu hormonellen Verhütungsmethoden zunehmend anerkannt. Eine im Frühjahr veröffentlichte neue Leitlinie der deutschsprachigen Gynäkologenverbände stuft die sympto-thermalen Methoden wie die vom österreichischen Mediziner Josef Rötzer (1920-2010) entwickelte NER erstmals als ebenso sicher ein wie hormonelle Verhütungsmittel - bei gleichzeitig erheblichen Vorteilen. "Die Zuverlässigkeit dieser Methode ist hormonellen Alternativen ebenbürtig, und das ohne jegliche Nebenwirkungen", legte der Erfurter Psychiater und zertifizierte NER-Berater Martin Feichtinger in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung "Die Tagespost" (29. November) dar.
Feichtinger sprach von veränderten Einstellungen zu hormonellen Verhütungsmitteln. Ein Rückgang der Popularität der Pille sei eindeutig festzustellen: Laut einer Erhebung der deutschen Allgemeinen Ortskrankenkasse nutzten 2023 nur 25 Prozent der Frauen unter 22 Jahren die Pille, während dieser Anteil im Jahr 2014 noch 43 Prozent betragen hatte. Feichtinger führt dies auf gestiegenes Bewusstsein über Nebenwirkungen und gesellschaftliche Diskussionen zurück: "Frauen fragen sich zunehmend, warum sie ihrem Körper Arzneimittel zuführen sollten, obwohl sie gesund sind." Von feministischer Seite werde zudem kritisiert, dass Verhütung oft als alleinige Verantwortung der Frau gesehen wird.
Die sympto-thermalen Methoden basieren auf der Beobachtung der weiblichen Zyklus-Symptome, insbesondere der Basaltemperatur und des Zervixschleims. Sie erfordern Mitverantwortung beider Partner, was Feichtinger zufolge die Kommunikation in der Beziehung stärkt: "Natürliche Empfängnisregelung ist eine partnerschaftliche Methode, die den Dialog fördert." Im Gegensatz zu mechanischen oder hormonellen Verhütungsmitteln setze NER auf das Arbeiten mit der natürlichen Fruchtbarkeit. "NER stellt die Fruchtbarkeit nicht als Gegner dar, sondern integriert sie positiv in die Sexualität und Partnerschaft", so der Mediziner. NER könne daher nicht nur zur Verhütung, sondern auch zum gezielten Anstreben einer Schwangerschaft genutzt werden.
Die auf einem Konsens der deutschen, österreichischen und Schweizer Fachverbände basierende Leitlinie (S2k-Leitlinie Nicht hormonelle Empfängnisverhütung) könnte zu einer breiteren Akzeptanz führen, so Feichtinger, der auf weiteren Abbau der Vorurteile unter Fachleuten hofft: "Noch immer wird natürliche Familienplanung oft als unzuverlässig abgetan. Die Leitlinie klärt über Unterschiede zwischen unsicheren Kalendermethoden und wissenschaftlich fundierten Konzepten wie NER auf." NER sei nicht nur eine Methode, sondern auch eine Lebenseinstellung, die Offenheit für Familie und Leben fördere, so Feichtinger. "Sie bereichert das Leben von Paaren und wirkt sich positiv auf die Beziehung aus."
Von Kirche favorisiert
Die Natürliche Empfängnisregelung (NER) gilt als die von der katholischen Kirche anerkannte Verhütungsmethode, da sie mit ihren ethischen Prinzipien im Einklang steht. NER basiert auf der Beobachtung des natürlichen Zyklus der Frau, ohne in den Körper einzugreifen, und wird von der Kirche als Methode der verantworteten Elternschaft angesehen. Laut der Enzyklika Humanae Vitae (1968) fördert NER die eheliche Einheit, da sie Kommunikation und gegenseitiges Verständnis stärkt. Im Gegensatz zu künstlichen Verhütungsmethoden, die als Eingriffe in die göttliche Ordnung gesehen werden, respektiert NER die Offenheit für neues Leben und die Ganzheit der ehelichen Liebe.
Die Kirche sieht in der NER zudem einen Weg, christliche Werte wie Respekt vor dem Leben und die Achtung der menschlichen Würde zu leben. Durch die Methode können Paare ihre Familienplanung bewusst gestalten, ohne die Schöpfung zu manipulieren. Dies fördert nicht nur die Gesundheit der Frau, sondern auch die Partnerschaft, indem es eine gemeinsame Verantwortung für die Fruchtbarkeit betont. Die katholische Lehre hebt dabei hervor, dass NER nicht nur moralisch vertretbar, sondern auch spirituell bereichernd ist.
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