"Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"

16. Dezember 2024 in Kommentar


"Wen interessiert schon die Satzung? Was kümmert es, dass sie gar nicht verbindlich sind? Der Synodale Weg gebärdet sich totalitär, dabei gefährdet er leichtfertig die Einheit der Kirche in Deutschland." Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Wenn nicht im Vorfeld die beiden geistlichen Begleiter des Synodalen Ausschuss zurückgetreten wären, was durch die kirchlichen Nachrichtenportale ging, hätte vermutlich selbst im innerkirchlichen Raum niemand bemerkt, dass überhaupt eine Sitzung dieses umstrittenen Gremiums ansteht. Die einen vermuten einen Streit als Ursache des Rückzugs, die anderen behaupten es sei alles friedlich gelaufen und man sei ja lernfähig. Nun gut, es wird wohl niemand annehmen, dass es in der Kommission, in der die geistlichen Begleiter interveniert hatten und nicht ernst genommen wurden, zu Handgreiflichkeiten gekommen ist. Vielleicht hätten sich die geistlichen Begleiter des Ausschuss mal mit den deutschen Spiritualen in Seminaren und Konvikten kurzschließen sollen. Die werden auch nicht ernst genommen. Man belausche mal Priesteramtskandidaten, wenn sie bei einem oder drei Bier über den Spiri herziehen. Dann weiß man, wo der Hammer hängt. Ausnahmen bestätigen die Regel. Nun standen die Synodalisten ohne geistliche Begleitung da. Das ist peinlich, wo doch allenthalben dieser Funktionärsevent als geistlicher Prozess verkauft wird.

Wenn man dem Synodalen Weg eines definitiv nicht nachsagen kann, dann ist es mangelnde Flexibilität. Flugs waren zwei Mitglieder des Ausschuss zu dessen geistlichen Begleitern ernannt. Dass diese Ernennung der Satzung des Ausschuss widerspricht, nahm man achselzuckend zur Kenntnis. Seit Beginn des Synodalen Weges sind Satzung und Geschäftsordnung bestenfalls freundliche Empfehlungen, welche die Präsidien nach Belieben verbiegen und sehr weit auslegen können. Wir erinnern uns an die erzwungenen namentlichen Abstimmungen bei den Vollversammlungen. Nun also wieder einmal synodaler Ausschuss. Inzwischen ist die Weltsynode zur Synodalität ebenso zum Abschluss gekommen, wie es zwei Besuche der deutschen Bischöfe in Rom gab. Der Synodale Rat darf nicht kommen und ein synodales Gremium auf nationaler Ebene darf nicht so heißen, das ist Fakt. In jenem synodalen Gremium auf nationaler Ebene müssen zudem die Bischöfe die letzte Entscheidungsbefugnis haben und last not least hat die Weltsynode in ihrem Abschlussdokument gezeigt, dass der Synodale Weg in Deutschland mit dem päpstlichen Verständnis von Synodalität so rein gar nicht kompatibel ist. Ein Moratorium wäre eine gute Idee. Stattdessen geht es weiter wie zuvor. Man hat den Eindruck als seien die Teilnehmer blind für die Wirklichkeit. Niemand, wirklich niemand im Land interessiert sich für die Orchideenthemen des Synodalen Weges. So verabschiedete nun der Synodale Ausschuss ein Papier zur Enttabuisierung der Situation nicht-heterosexueller Kleriker. Zwei weitere Papiere wurden an die Kommission zurückverwiesen. Man kann die Kommission ja nicht ohne Arbeit lassen. Die oberste deutschen Laienfunktionärin, Irme Stetter-Karp, sprach in einer Pressemeldung davon, der Synodale Ausschuss sei in die entscheidende Phase seiner Arbeit eingetreten. Sie bezog sich damit wohl auf das geplante synodale Gremium, das nicht mehr Synodaler Rat heißen darf. In Orwellscher Manier spricht niemand mehr von dem Synodalen Rat, auch nicht davon, dass er verboten wurde. Der Synodale Rat wird aus dem Gedächtnis getilgt. Dafür fordert sie von dem neuen Gremium: „… eine Partizipation auf Augenhöhe, Beschlussfassungen unter Gleichberechtigten und ein gemeinsames Vertreten dieser Beschlüsse in der Öffentlichkeit.“ Oh, wait… was sollte der Synodale Rat gleich noch sein? Stimmt, Beschlussfassung … Und wer den Römern zugehört hat, kann wissen, dass es das nicht geben kann. Die deutschen Laienfunktionäre treten einfach auf der Stelle. Dazu kommt noch, dass der umstrittene Ausschuss nur für einen Teil der deutschen Bischöfe spricht. Die Bischöfe von Köln, Passau, Regensburg und Eichstätt nehmen nicht teil und distanzieren sich öffentlich davon. Wie bitte soll ein synodales Gremium auf nationaler Ebene aussehen, an dem vier deutsche Bischöfe nicht teilnehmen. Der Synodale Ausschuss und nicht zuletzt die DBK gehen wie mit einer Dampfwalze über dieses schismatische Risiko hinweg.

Das sieht dann in der Pressemeldung so aus: „Aus der Arbeit der Kommission II kommt die konkrete Umsetzung einer Evaluation und eines Monitorings der Beschlüsse des Synodalen Weges. Die Bistümer in Deutschland sollen im Zeitraum vom 12. Februar bis zum 21. März 2025 befragt werden, wie es um die Umsetzung der Synodalbeschlüsse vor Ort steht.“ Also das Beil der Synodalinquisition kreist. Auch hier wieder der Abgleich mit der Satzung des Synodalen Weges: Artikel 11 Abs. 5 „Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.“ Es gehört nicht allzu viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, was mit einem Bistum passiert, dass nicht pflichtschuldigst einen detaillierten Bericht abliefert welcher Beschluss, in welcher Weise schon Umsetzung gefunden hat. Da einige Beschlüsse umstritten, andere problematisch und nicht wenige regelrecht häretisch sind, bahnt sich für die Kirche in Deutschland geradezu eine Welle von Katastrophen an. Betroffen sind insbesondere die Priester und die Gläubigen an der Basis, die sich dem widersetzen. Es bleibt spannend, wie die Bistümer damit umgehen werden.

Wie sehr Bischöfe in der Falle ihres eigenen Abstimmungsverhaltens beim Synodalen Weg sitzen, beginnt sich langsam abzuzeichnen. Die von Hildesheim abgesagte Evangelii-Gaudium-Preisverleihung war erst der Anfang. Mit bestimmten Gruppen, die den Synodalisten und ihren Mitstreitern in Gremien und Medien nicht zusagen, darf sich kein Bischof mehr sehen lassen. Dass die deutschen Bischöfe den Lebensschutzverbänden zunehmend die Unterstützung entziehen, kommt nicht von ungefähr. In allen Fragen, die den Kern der kirchlichen Lehre in Fragen des Glaubens und der Sitten betreffen, haben sich die Bischöfe in Geiselhaft der Synodalisten begeben. Was als rechts geframt werden kann, wird rigoros verboten. Nun sind aber gerade eine ganze Menge katholischer Kernthemen rechts des Mainstream. Ehe, Familie, Lebensrecht, Zeugung von Kindern, Erziehungsrecht der Eltern, christliche Anthropologie und vieles andere mehr. Wir werden erleben, dass es katholischen Bischöfen zum Beispiel untersagt werden wird, sich allzu deutlich gegen Leihmutterschaft auszusprechen. Man kann doch den verschiedenen diversen Familien, die leider aus Gründen der Biologie unfruchtbar sind, nicht die gewünschten Kinder verwehren. Der Trend ist jetzt schon da. Auch in Deutschland blüht der Kinderhandel schon. Ein Wort der Bischöfe dazu? Fehlanzeige.

Wir sehen gerade erst anfanghaft die Folgen des Abstimmungsverhaltens der Bischöfe beim synodalen Weg. Ich glaube, obwohl man in Rom damit nicht einverstanden war, das volle Ausmaß ist auch dort noch nicht erkannt. Der Synodale Weg geht in Gestalt des umstrittenen Ausschuss weiter. Wohin? Das ist derzeit schwer zu sagen. Gutes ist nicht zu erwarten. Angeraten wäre – leider wird das derzeit nicht kommen - in der Tat eine Atempause in Gestalt der Beendigung des Synodalen Ausschuss und dem Neubeginn mit einer echten Synode in Deutschland nach den Vorgaben des universalen Kirchenrechts.

Dem müsste allerdings einiges vorausgehen: Ein Akt der Umkehr und der Buße, den all jene Bischöfe öffentlich vollziehen müssen, die mit ihrem Namen häretischen Beschlüssen auf dem Synodalen Weg zugestimmt haben. Wie sonst sollte man ihre Stimme jemals noch einmal ernst nehmen? Ja, in der Tat fällt es schwer, in diesen Tagen Bischöfen zuzuhören, die sich auf dem Synodalen Weg am Glauben der Kirche, an der christlichen Anthropologie und an der katholischen Sittenlehre vergangen haben. Doch so lange Rom sie nicht suspendiert, sind sie unsere Bischöfe und wo sie in rechter Weise lehren und leiten, sind wir ihnen den gebotenen Gehorsam schuldig. Wo sie gegen den Katechismus lehren, drehen wir uns rum und gehen weg.

Ein weiteres wäre die Beendigung des ZdK in der gegenwärtigen Form. Dieses entsetzlich homogene und undemokratische Gremium ist vollkommen aus der Zeit gefallen. Es braucht eine andere Form der Laienvertretung, die sich dem Wunsch des Papstes entsprechend auch und verstärkt der Neuevangelisierung verschreibt. Erst dann kann es einen nächsten Schritt geben.

Eine Synode oder ein Regionalkonzil in Einheit mit der Weltkirche und in enger Abstimmung mit dem Heiligen Stuhl unter Einbeziehung all jener Gruppierungen, Gemeinschaften und Initiativen, die sich der Neuevangelisierung verschrieben haben, könnte einen echten Aufbruch für die Kirche in Deutschland darstellen. Gerne sollen auch die Verbände ihre Stimme bekommen, aber die Dominanz der inzwischen komplett nach links abgedrifteten Jugend- und Frauenorganisationen muss enden.

Die Bischöfe hören doch neuerdings den Laien so gerne zu. Warum hören sie nicht mal jenen zu, die Tag für Tag an der Verkündigung des Evangeliums arbeiten? Warum reden sie nicht mal mit denen, die sich für Katechese, Lobpreis, Anbetung einsetzen? Warum reden sie nicht mit jenen, die sich für den Schutz des menschlichen Lebens einsetzen? Hier fände sich die Dynamik, die die Kirche in dieser Zeit dringend benötigte. Ein Moratorium, eine Umkehr und erst dann ein Neubeginn der Synodalität in Deutschland, das wäre echter ein Gewinn für die Kirche.

 

Bild oben: Der Synodale Weg rollt einfach weiter, ohne rechts oder links zu schauen. Die Satzung wird weiterhin traditionell flexibel ausgelegt. Foto: Deutsche Bischofskonferenz/Ewelina Sowa


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