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| Freispruch durch den Obersten Gerichtshof – Das Gefängnistagebuch - Leseprobe 49. Dezember 2023 in Buchtipp, keine Lesermeinung Über die Bedeutung des Leidens im Leben eines Christen. Ein neues Buch von George Kardinal Pell. Leseprobe 4 Linz (kath.net) Leseprobe 4 Dienstag der Karwoche, 7. April 2020 Obwohl ich gestern Abend bis gegen Mitternacht gearbeitet und Unterlagen sortiert und gebündelt habe, bin ich nicht fertig geworden und für heute Vormittag bleibt noch einiges zu tun. Ich habe nicht allzu schlecht geschlafen, obwohl ich schon wach war, als mir um Viertel nach sieben mein Frühstück – wie immer bestehend aus Milch, drei Weetabix-Riegeln, zwei Scheiben Toast, Butter und Marmelade – gebracht wurde. Das Duschwasser war wie immer heiß, und ich habe mich rasiert. Eine Zeitung gab es heute nicht, die bekomme ich, wie bestellt, immer montags, mittwochs (wegen des wöchentlichen Fernsehprogramms) und samstags, wenn der Weekend Australian erscheint. Durch eine glückliche Fügung war ich gegen halb zehn mit dem Bündeln, Ordnen und Aussortieren meiner Unterlagen fertig und konnte danach mit meinem Tagesgebet, meinem Brevier, beginnen. Gegen 9.50 Uhr, als ich gerade die Matutin und die Laudes beendet hatte, sagte mir Paolo, der sich im Küchenbereich aufhielt, für Channel 7 halte sich ein Reporter am Gericht in Brisbane auf, da das Urteil bald bekannt gegeben werde. Es dauerte noch ein oder zwei Minuten, bis ein überraschter und verwirrter junger Reporter erklärte, dass der Berufung stattgegeben und der Schuldspruch aufgehoben worden sei. Er stand unter Schock. Etwas später erlitt er einen weiteren und noch schlimmeren Schock. Das Urteil war mit „seven-zip“ oder „seven-nil“, mit sieben zu null Stimmen gefällt worden. Ich erinnere mich nicht daran, was er gesagt hat, aber meine gebildeteren Freunde fanden großes Vergnügen daran, das Wort „zip“ zu benutzen, ein Begriff, der mir neu war. Von irgendwo in der Nähe außerhalb von Trakt 3 erklang lauter Jubel, vermutlich von meinem regelmäßigsten Briefschreiber, der fest von meiner Unschuld überzeugt war. Er ist ein religiöser Mann und hatte eine Vorahnung gehabt, dass ich freikommen würde. Paolo und Derek kamen beide zu meiner Zelle gelaufen, um mir durch das kleine Fenster in meiner Tür zu gratulieren und alles Gute zu wünschen. Abdullah war in seiner Zelle eingeschlossen, aber ich habe mich von ihm verabschiedet, ehe ich ging. Ich habe keinen Luftsprung gemacht, aber vor lauter Erleichterung ein paarmal in die Luft geboxt und anschließend das Te Deum, das traditionelle Dankgebet, gesprochen. Leider hatte ich nur eine englische Übersetzung da und konnte mich nicht gut genug an den Wortlaut des lateinischen Originals – ein Meisterwerk! – erinnern. Dann betete ich zum Dank noch einen Rosenkranz, weil ich wieder einmal nicht so sein wollte wie die neun Aussätzigen. Etwa eine halbe Stunde lang blieb alles ruhig; dann ging meine Zellentür auf und drei Gefängnisbedienstete standen da und sagten nichts. Ich brach das Schweigen und fragte: „Gibt es etwas Neues?“ – „Nein“, lautete die Antwort. „Eigentlich schon“, kam ich ihnen zu Hilfe: „Ich bin gerade freigesprochen worden.“ Daraufhin machten wir uns auf den Weg zum Zentralbüro, und der schweigsame Anführer der drei bemerkte: „Wunder gibt es immer wieder!“ Ich erlaubte mir eine kurze Richtigstellung: „Das war kein Wunder. Das war Gerechtigkeit.“ Ich ging langsam in den Umkleideraum, wo ich erleichtert feststellte, dass mein Anzug auf einem Bügel gehangen hatte und nicht allzu verknittert war. Mein Gürtel lag auch bereit, aber meine Hosenträger fehlten und ich musste sie mir holen lassen, weil meine Hose ohne sie nicht gehalten hätte. Ich hatte 15 Kilo abgenommen. Ruth, Paul und Kartya waren gekommen, um nach der Entscheidung bei mir zu sein, ganz gleich, wie sie ausfallen würde. Sie waren begeistert und überglücklich und spendeten eine kleine Runde Applaus. Das Team hat mich persönlich und professionell wunderbar unterstützt, sie haben mehr getan, als sie hätten tun müssen, und ich bin sehr dankbar dafür. Die Gefängnisbediensteten waren freundlich und kooperativ, als Kartya meine Entlassung regelte, und ich ging zumBüro, in dem das Eigentum der Gefangenen aufbewahrt wird, um dort eine überraschend große Menge an Material in Empfang zu nehmen: Briefe, Geschenke, Bücher und Zeitungen. Ich saß auf dem Rücksitz von Kartyas Wagen, der zwar auch ein gutes Auto war, aber insgesamt einen schlechteren Eindruck machte als Pauls Mercedes, der vor uns herfuhr. Das Tor schwang auf und gab den Blick auf etwa 20 Kameras und Fotografen frei, die – in gebührendem Abstand, wegen der Coronapandemie – auf der gegenüberliegenden Straßenseite warteten. Es war wunderbar, die Landschaft zu sehen. Die flache Ebene war grün und lieblich, auch wenn sicherlich niemand sie für einen Teil der Schweizer Alpen halten würde. Die Polizeiwagen begleiteten uns, da in einigem Abstand die Wagen der Presse folgten, und über uns flogen zwei Hubschrauber. Ich habe ihnen eine heiß ersehnte Ablenkung von den ständigen Coronanachrichten verschafft. Wir versuchten Paul verständlich zu machen, dass wir hinter der Ausfahrt Burnley über den Eastern Freeway weiterfahren sollten, was auch gelang, nachdem wir kurz angehalten und uns abgesprochen hatten. Doch vergeblich, denn die Presse folgte uns weiterhin aus sicherer Entfernung, bis wir das Karmelitenkloster in Kew erreichten, wo uns bereits weitere Fotografen erwarteten. Das Kloster ist eine weitläufige Anlage mit hohen Mauern und einem schönen Garten. Die Tore schwangen auf, der Wagen fuhr hinein und ich wurde von der Ehrwürdigen Mutter Oberin begrüßt. Am nächsten Tag war ein aus dem Hubschrauber geschossenes Bild von mir in der Zeitung, als ich die zehn Meter vom Auto zum Haupteingang zurücklegte. Die Schwestern hätten nicht zuvorkommender sein können, während ich die Wohnung des Hausgeistlichen bezog, die beträchtlich größer und schöner war, als ich es zuletzt gewohnt gewesen bin. Anschließend feierte ich die Messe in ihrer schönen Kirche, wo die Reliquien der hl. Therese, der Kleinen Blume, und ihrer Eltern, Monsieur und Madame Martin, auf das Ende des Lockdowns warteten. Chris Meney assisistierte mir als Messdiener, und ich dankte Gott für meine Freilassung. Am Abend gab es als Hauptgang Steak und dreierlei Gemüse. Katrina Lee, die bei der Vorbereitung der Medienberichte so großartige Arbeit geleistet hatte, wollte unbedingt, dass das Interview mit Andrew Bolt möglichst bald stattfinden sollte, aber ich fühlte mich nicht in der Lage, das morgen schon zu erledigen. Chris hatte eine Flasche Rotwein mitgebracht und ich trank ein Gläschen, während wir uns unterhielten. Obwohl es ein guter Wein war, schmeckte er mir nicht sonderlich. Gebe Gott, dass diese Abneigung nicht von Dauer ist. Das wäre ein Schlag! Father Vincent Twomey, ein führender irischer Intellektueller und ein überlebensgroßer Kämpfer für die Rechtgläubigkeit, hat mir erneut eine E-Mail gesandt, um mir zu gratulieren. Seine paar Zeilen aus Shakespeares Othello liefern einen passenden Abschluss für den Tag meiner Befreiung in der Karwoche, kurz vor Ostern. Wer meinen Beutel stiehlt, nimmt Tand; ’s ist etwas kath.net Buchtipp Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:
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