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Beten heute – aber wie?

30. Oktober 2024 in Spirituelles, 7 Lesermeinungen
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„Geistlich entleert scheint mitunter die Auslegung der Frohen Botschaft in den Kirchen selbst geworden zu sein… Sollten Christen heute also Trübsal blasen und resignieren?“ Eine geistliche Betrachtung von Thorsten Paprotny


Hannover (kath.net) Christen leben heute in nicht einfachen Zeiten. So viele Länder dieser Welt, wie auch die Ukraine und das Heilige Land, sind von Krieg, Zerstörung und Nöten aller Art gekennzeichnet. Auch im „alten Europa“, im christlichen Abendland, sehen wir unheilvolle „Zeichen der Zeit“, so die Verdunstung des Glaubens, die tief eingezeichnet ist in die Gesellschaft, in die Familien, in die Kirchen. Weithin sichtbar für einfach gläubige Katholiken war die Abwendung von Gott, vom Evangelium und der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte, die sich in vielen Dokumenten des deutschen „Synodalen Weges“ widerspiegelt. Geistlich entleert scheint mitunter die Auslegung der Frohen Botschaft in den Kirchen selbst geworden zu sein. Wir glauben, so scheint es, unbedingt an den „menschengemachten Klimawandel“, aber nicht an den lebendigen Gott, gegenwärtig im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Wer rechnet ernsthaft noch mit Gott? Wer glaubt und vertraut voller Hoffnung auf die Wiederkehr des Herrn?

Sollten Christen also heute Trübsal blasen und resignieren? Mitnichten, denn Trost und Hoffnung schenkt uns das Gebet. In der Welt mag eine solche Zuversicht als naiv und einfältig gelten. Doch die Seligen und Heiligen sähen das nicht anders, von Bruder Konrad von Parzham über Theresia vom Kinde Jesus bis hin zu Pater Pio und Carlo Acutis. Wer etwa den Rosenkranz nicht nur im Monat Oktober in seinem Handgepäck mit sich führt, könnte als Träumer angesehen werden – und verfügt doch über den klaren Blick auf das Wesentliche. Mancher mag nicht immer die Kraft oder auch die Zeit zum Beten haben. Dann genügt es vielleicht auch, den Rosenkranz in die Hand zu nehmen und sich auf gewisse Weise daran festzuhalten. Mit Marias Augen dürfen wir so auf Christus schauen. Sie begleitet uns auf dem Weg in dieser Welt und führt uns durchs Leben, zu jeder Kirchenjahreszeit. In den heiligen Messen hören wir indessen bei den Fürbitten oft so viele Gebete, die vor lauter Nebensätzen kein Ende zu nehmen scheinen. Nichts und niemand wird anscheinend vergessen – oft in der Sprache der politischen Korrektheit –, mit Ausnahme vielleicht des allmächtigen Gottes, der die Not dieser Zeit, die Kümmernisse von uns allen sieht und beständig um unsere Liebe wirbt, ja bettelt.


Ein Gebet auch für uns heute kommt mir oft in den Sinn. Der heilige Thomas Morus vertraute auf Gottes Macht und Barmherzigkeit – und wusste, dass es entscheidend ist, im Credo der Kirche verwurzelt zu sein. Darum darf ein jeder Christ gotteskindlich, demütig und von Herzen froh, auch in aller Bedrängnis, ein Gebet sprechen, über das manche Zeitgenossen vielleicht den Kopf schüttelten und auch heute schütteln werden (doch das macht nichts, im Gegenteil). Es lautet: „Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen. Schenke mir Gesundheit des Leibes, mit dem nötigen Sinn dafür, ihn möglichst gut zu erhalten. Schenke mir eine heilige Seele, Herr, die das im Auge behält, was gut ist und rein, damit sie im Anblick der Sünde nicht erschrecke, sondern das Mittel finde, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Schenke mir eine Seele, der die Langeweile fremd ist, die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen, und lass nicht zu, dass ich mir übermäßig Sorgen mache über dieses sich breit machende Etwas, das sich »Ich« nennt. Herr, schenke mir Sinn für Humor, gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile. Amen.“ Den Nebensatz der letzten Bitte dürfen wir vielleicht auch so auffassen, deuten und fortführen: Schenke uns die Freude am Glauben, so dass wir fröhlich, gelassen und beschwingt Zeugnis für Christus geben durch unser Leben und Beispiel in der Welt von heute – und die Kirche lieben.

Dr. Thorsten Paprotny (siehe Link) lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band „Theologisch denken mit Benedikt XVI.“ im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.

kath.net-Buchtipp
Theologisch denken mit Benedikt XVI.
Von Thorsten Paprotny
Taschenbuch, 112 Seiten
2018 Bautz
ISBN 978-3-95948-336-0


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Lesermeinungen

 modernchrist 31. Oktober 2024 
 

Durch die anthropozentrische Wende in Theologie und

Praxis stehen heute dauernd der Mensch und seine Anliegen im Vordergrund.
Dabei heißt es doch: Bringt eure Bitten mit
D a n k vor Gott! Durch diesen Dank käme automatisch der Blick auf Gott wieder stärker ins Beten. Genau deshalb macht der junge Priester aus dem Bistum Trier, der auf dem Eucharistischen Kongress in Köln damals seine Gebetsschule vorstellte, diese Hinführung zum Beten für die Kinder als Pfarrer immer selbst. Bei Laienseelsorgern stehen meist zu sehr die Anliegen der Menschen im Vordergrund, nicht so sehr Lob und Dank und Lobpreis für Gott. Auch bei der Thematisierung der Liebe zu Gott besteht noch ungeheuer viel Luft nach oben! Gott liebt uns und sehnt sich nach unserer Liebe wie ein Mann nach der Liebe seiner Frau (siehe AT), wie Eltern nach der Liebe ihrer Kinder und umgekehrt. Ich denke, auch aus Sehnsucht nach der Liebe seiner Geschöpfe hat Gott die Welt mit dem Menschen erschaffen. Sehnsucht ist kein Zeichen von Mangel oder Bedürfnis, eher von Überfließen.


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 SalvatoreMio 31. Oktober 2024 
 

Unser "Ich" ins Rampenlicht stellen, widerspricht dem 1. Gebot

@Herr Stefan Fleischer! Argumentiere ich in einem privaten Gespräch auf "Ihre Weise", so hat das meist Verwunderung und Erschrecken zur Folge. Warum? Weil wir Gott nur die "zweite Geige" spielen lassen. D

a


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 Stefan Fleischer 31. Oktober 2024 

Bei den Laudes von heute früh

ist mir wieder einmal aufgefallen, wie weit sich die moderne Spiritualität, die moderne Verkündigung und ihr Gebetsleben von jener meiner Jugend entfernt hat. Im Stundengebet der Kirche, steht deutlich Gott im Zentrum, seine Grösse und Macht und die Ehrfurcht, der Gehorsam, die ihm gebühren, ohne dabei seine ganze Liebe und Barmherzigkeit zu vergessen. Diese Liebe und Barmherzigkeit wird nun heute so stark ins Zentrum gerückt, dass Gott als Person, als ein Gott in drei Personen, immer mehr an den Rand gedrängt wird. In unserer Beziehung zu Gott geht es nun immer mehr um das irdische Heil und Wohlergehen des Menschen. Auch dieses hat uns Gott versprochen, aber nur, wenn wir zuerst das Reich Gottes suchen und seine Gerechtigkeit, nicht unsere menschliche, suchen (vgl. Mt 6,33) Eine Wiedereinführung des verbindlichen Stundengebetes für alle, welche ein Amt oder eine andere Funktion in der Pastoral einnehmen, würde m.E. der Kirche weit mehr nützen als alle «Synoden» von heute.


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 Adamo 30. Oktober 2024 
 

@Stefan Fleischer, Wir Menschen wollen auf Augenhöhe mit mit unserem Gott verkehren,

da kommt mir der Engelsturz in den Sinn. Das wollten einst die abtrünnigen Engel auch. Sie wollten sein wie Gott, auf gleicher Augenhöhe.

Doch der Hl.Erzengel machte kurzen Prozess gegen den Anführer Luzifer (Lichtträger) und seinem Gefolge. Er verwies Luzifer mit seinem Gefolge aus dem Himmel.

Seitdem sind sie Dämonen. Ihr Anführer heißt jetzt nicht mehr Luzifer sondern Satan, der nur Hass und Kriege auf unserer Erde anführt bis zum Abgrund eines 3.Weltkrieges.


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 modernchrist 30. Oktober 2024 
 

Danke für den Artikel - und für Ihre Kommentare,

kleingläubiger und Stefan Fleischer! Beten ist Sprechen mit Gott, haben wir damals gelernt. Wenn man mit einem Vater, mit Gott z.B. niemals spricht, auch nicht mit einem Bruder, wie es Jesus ist, dann erkaltet und erstirbt die Beziehung. Wie soll dann Gott unsere kindliche Liebe spüren? Es heißt doch "Du soll Gott lieben mit deiner ganzen Seele....."!
Daher wäre für Firmlinge und EK-Kinder in der Vorbereitung auf das Sakrament jeweils ein halber Tag, 10-12 h, als eine Gebetsschule sinnvoll. Aber durch den Pfarrer! Die Jünger fragten auch Jesus selber, wie sie beten sollen! Der Priester könnte die Kinder in persona Christi lehren, wie man mit dem Vater spricht - und dem Heiligen Geist! Nicht wieder eine der Pastoraldamen. Die Kinder sollten nicht nur von Frauen gebildet und erzogen werden. Kinder hängen auch oft nur am Vater und sagen immer wieder Papa, Papa, Papi! Es genügt oft schon ein dankbares: Lieber, lieber Gott! Bei Gott ist das Telefon nie belegt oder der AB dran!


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 kleingläubiger 30. Oktober 2024 
 

Wenn einem das Beten schwer fällt, wie so vielen, dann gibt es einen guten Trick dafür: Bitten wir um die Gnade, besser/leichter/öfter beten zu können! "Bittet, so wird euch gegeben" heißt es, und egal, welche Gnade wir im Leben benötigen, wir können voll Vertrauen darum bitten! Auch mir wurden solche Gnaden zu Teil. Nachdem ich mich jahrelang abgemüht habe, bat ich um die Gnade, dass mir die täglichen Gebete leichter von der Hand gehen und diese Bitte wurde mir erfüllt. Deswegen finde ich nun viel leichter die Zeit, die Muße und die Andacht zum täglichen Gebet. Ich kann nur allen empfehlen, Gott um alle Gnaden für das tägliche Leben zu bitten!


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 Stefan Fleischer 30. Oktober 2024 

«Hilfe, wir haben Gott verloren.

Wir wollten ihn hier in unserer Welt festhalten, statt ihm auf dem Weg zur ewigen Heimat zu folgen.» schrieb vor einiger Zeit ein Aphoristiker. Ich denke oft, dass unsere Gottesbeziehung sich in unserer modernen Zeit sehr verändert hat, Man ist versucht zu sagen sie sei egozentrischer, wenn nicht gar egoistischer geworden. Dabei fällt mir auf, wie sehr wir heute die Beziehung zu Gott dem Vater vernachlässigen, wie wenig wir uns als Kinder dieses Vaters sehen und darnach leben. «Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …» mahnt uns der Herr. Doch, wer will heute noch sein Kind sein, wer will einen Vater über sich haben, der uns sagt, was gut und was böse ist? Wer erlaubt Gott noch, ihn zu erziehen? Wir wollen auf Augenhöhe mit unserem Gott verkehren, statt mit kindlichen Augen und kindlichem Gefühl zu ihm aufblicken. Dabei könnte eine solche Beziehung doch so schön, so tröstlich und beruhigend sein. Herr, lehre mich, Dein Kind zu sein!


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