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| „Es ist grandios und es ist spürbar, dass hier unzählige Leben geändert werden“29. Mai 2024 in Interview, 6 Lesermeinungen Kai Weiss bei US-amerikanischer Eucharistischer Wallfahrt: „Wenn es so weiter geht, dann würde ich zweifelsohne sagen: Die USA erlebt einen eucharistischen Moment und dieses Land ist voll von Anbetern!“ KATH.NET-Interview von Petra Lorleberg Indianapolis-Regensburg (kath.net/pl) „Es ist unglaublich, wie sehr Amerika Feuer und Flamme für die Eucharistie ist! Ich weiß nicht, was ich überhaupt erwartet habe, aber ich bin täglich mehrmals schockiert, wieder riesige Pilgergruppen anzufinden, die sich uns Perpetual Pilgrims wenigstens für ein, zwei Tagen anschließen wollen. In den kleinsten Dörfern warten Hunderte auf uns – oder, besser, auf Jesus – in den Städten preisen Tausende Christus in der Eucharistie. Es ist grandios und es ist spürbar, dass hier unzählige Leben geändert werden.“ Dies sagt Kai Weiss aus Regensburg (rechtes Foto). Der Student, der eigentlich aus dem bayrischen Bistum Regensburg stammt, ist ganz offiziell „Perpetual Pilgrim“ (Ständiger Pilger] bei einer der größten Wallfahrten der katholischen Geschichte: der Eucharistischen Pilgerfahrt in den USA zum Nationalen Eucharistischen Kongress in Indianapolis. Im KATH.NET-Interview schildert er seine überwältigenden Erfahrungen als Pilger, Beter und Ansprechpartner. Die US-amerikanische katholische Kirche unternimmt derzeit eine dreijährige Anstrengung zur Neuevangelisierung. Seitens der Bischofskonferenz und seitens der offiziellen katholischen Gremien wird um die Erneuerung des katholischen Glaubens gerungen und gebetet. kath.net: Herr Weiss, eine der vermutlich größten Wallfahrten der Geschichte der katholischen Kirche startete an Pfingsten und Sie sind dabei. Wie ist die Stimmung? Kai Weiss: Es ist unglaublich, wie sehr Amerika Feuer und Flamme für die Eucharistie ist! Ich weiß nicht, was ich überhaupt erwartet habe, aber ich bin täglich mehrmals schockiert, wieder riesige Pilgergruppen anzufinden, die sich uns Perpetual Pilgrims wenigstens für ein, zwei Tagen anschließen wollen. In den kleinsten Dörfern warten Hunderte auf uns – oder, besser, auf Jesus – in den Städten preisen Tausende Christus in der Eucharistie. Es ist grandios und es ist spürbar, dass hier unzählige Leben geändert werden. Es ist zwar erst eine Woche vergangen, aber wenn es so weiter geht, dann würde ich zweifelsohne sagen: Die USA erlebt einen eucharistischen Moment und dieses Land ist voll von Anbetern! kath.net: Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie hier als „perpetual pilgrim“ eingestiegen sind? Kai Weiss: Ich lebe ja sowieso für mein Theologiestudium in den USA und die amerikanische Kirche liegt mir sehr am Herzen. Hier habe ich zum katholischen Glauben gefunden, hier habe ich meine Freunde im Glauben kennengelernt, hier durfte ich Jesus persönlich kennenlernen. Als das Angebot kam, mich als Perpetual Pilgrim zu bewerben, war es keine Frage. Nach einem langen und harten Bewerbungsprozess wurde ich dann für mich selbst überraschend als einer der 24 jungen Wallfahrer ausgewählt. kath.net: Vor Ihnen liegen zwei Monate Pilgern. Wie anstrengend wird das konkret? Kai Weiss: Es kommt ein bisschen darauf an, was Sie mit "anstrengend" meinen. Nach den ersten Tagen würde ich sagen, ist die körperliche Anstrengung wenigstens bislang nicht all zu hoch. Wir wandern auf unserer Route durchs Flachland und dadurch, dass es immer eine Eucharistische Prozession ist, ist es auch eine dementsprechend gemächliche Geschwindigkeit. Doch die mentale Anstrengung kann schon ziemlich hoch sein. Als Perpetual Pilgrims "müssen" wir jeden Tag von frühmorgens bis spätabends verfügbar sein, Jesus in der Eucharistie anbeten, den Menschen entlang der Route dienen und für sie vor Jesus für ihre Anliegen bitten. Das sind natürlich alles wunderschöne Sachen und genau der Grund, warum wir all das tun wollen. Aber es überkommt einem schon auch manchmal Ermüdung. kath.net: Kurienkardinal Kurt Koch hat jüngst in einem Interview darauf hingewiesen, dass die alte arianische Irrlehre, wonach Jesus nicht der Sohn Gottes, sondern bloß ein Mittelwesen zwischen Gott und Mensch sei, heute weite Verbreitung finde und dass er bei dieser Feststellung nicht zuletzt an die deutschsprachigen Länder denke. SIE jedoch, Herr Weiss, begleiten verantwortlich als „perpetual pilgrim“ eine Eucharistische Prozession. Was und wer ist Jesus Christus für Sie? Kai Weiss: Es gäbe viele Arten, Jesus zu beschreiben. Er ist mein Erlöser; Er ist der, der mir immer zur Seite steht; der, der meinem Leben schlussendlich Sinn gibt; Er ist mein bester Freund; Er ist "der, den meine Seele liebt", wie es das Hohelied so schön beschreibt; ja, Er ist auch der mit dem ich manchmal meine Schwierigkeiten habe, weil Er mich in meiner Lebensweise und in meinen Vorstellungen herausfordert. Doch vielleicht wäre es am einfachsten zu sagen, dass Er mein Lebensmittelpunkt ist und ich könnte mir grundsätzlich gar nicht mehr vorstellen, ohne Ihm irgendwas zu tun (was nicht heißt, dass ich nicht trotzdem allzuoft ohne oder gar gegen Ihn handle). Und am meisten lerne ich Ihn in der Eucharistie kennen. Gott, der All- bzw. Übermächtige, der nicht zu greifen ist, weil Er so viel größer ist als alles, was wir uns vorstellen können, macht sich hier so klein, vertraut sich uns allen an und wartet nur darauf, dass wir zu Ihm kommen – Er, Gott, dürstet nach uns! Das muss man sich mal überlegen – ein Leben lang. Diese Wahrheit ist unergründlich und muss unser aller Leben transformieren, wenn auch oft langsam und mit vielen Fehltritten auf dem Weg. Alles andere auf dieser Welt mag gut und schön sein, aber vor dem Eucharistischen Jesus zu sitzen und wie die hl. Maria Magdalena Ihn anzubeten – es gibt nichts Größeres als das! kath.net: Sie bezeugen Ihren christlichen Glauben in der Tat durch das Pilgern. Haben Sie auch die Möglichkeit, Ihren Glauben durch das Wort, im Gespräch, zu bezeugen? Entstehen Glaubensgespräche im Zusammenhang mit dieser Eucharistischen Prozession? Was verbinden Sie vom Glauben her damit, dass der Eucharistische Herr durch viele Gegenden kommt (ländlich, dörflich, städtisch), wo Er sonst zumindest nicht in öffentlicher Prozession gegenwärtig ist? Kai Weiss: Wie gesagt ist die Begeisterung für die Eucharistie entlang der Route greifbar und unglaublich stark. Die Menschen, die wir täglich antreffen, sind regelrecht überwältigt, dass Jesus auf diese besondere Art zu ihnen kommt, zu ihnen, die besonders in ländlicheren Gegenden oft vergessen werden. Wir dürfen auch für sie da sein, mit ihnen reden, mit ihnen beten, für sie und all ihre Anliegen beten. Und das Land erblüht dabei regelrecht. kath.net: Ihr eigener Glaubensweg war ja auch eine Art Pilgerfahrt – der Glaube war Ihnen nicht in die Wiege gelegt worden. Möchten Sie uns erzählen, wie Sie sich dem christlichen Glauben angenähert haben und warum? Kai Weiss: Sehr kurz gefasst geschah das alles in drei Schritten: Ich wuchs in Bayern auf, wurde jedoch als Baby nicht getauft. Doch im Alter von sechs Jahren wollte ich unbedingt getauft werden – die Gründe sind mir zugegeben selbst schleierhaft. So wurde ich katholisch getauft und ging wie fast alle anderen Kinder in Bayern durch die Prozedur der Erstkommunion und Firmung, nur um dann den Glauben sofort wieder komplett zu verlieren. Während meiner Teenager-Jahre war ich völlig entfernt vom Glauben bis ich im Alter von 19 auf ein Buch über die Gottesbeweise des hl. Thomas von Aquin traf. Ich las es und war überzeugt: Gott existiert. Denn Seine Existenz ist philosophisch beweisbar. Doch ich wollte nicht katholisch sein! Denn die Kirche, so dachte ich, ist altbacken und überholt. So fand ich meine neuentflammte christliche Begeisterung im evangelikalen und freikirchlichen Bereich und es startete eine sehr merkwürdige vierjährige Phase, in der ich irgendwie christlich war aber dann doch auch wieder nicht wirklich. Von einer echten Christusbeziehung war ich weit entfernt. Dann, im Alter von 23 – das war im Juli 2019 – nahm ich an einem politischen Seminar in Washington DC, teil, und wenig war mir vorher bewusst, dass das Seminar vom Dominikanerorden organisiert wurde. Dementsprechend schockiert war ich, als ich ankam und es sich herausstellte, dass dies ein äußerst katholisches Event war. Doch die ganze Woche war transformierend. Mit gleichaltrigen Leuten Zeit zu verbringen, die ihren katholischen Glauben ernstnehmen, mit Mönchen zu sprechen, in einem Kloster Zeit zu verbringen, jeden Tag in den Gottesdienst zu gehen ... Das war unglaublich! Und vor allem: Zum ersten Mal betete ich wirklich und durfte die Präsenz Gottes spüren. Von da an war klar, dass der Katholizismus nicht altbacken ist, sondern der einzig völlig wahre Weg, wirklich an Gott zu glauben. kath.net: Wie erleben Sie die US-amerikanische katholische Kirche? Dürfen wir sie uns ähnlich wie bei uns vorstellen oder sehen Sie spürbare Unterschiede? Kai Weiss: Sicherlich gibt es im ersten Moment gewisse Parallelen zu Deutschland. Die Missbrauchsskandale und die teils regelrecht ekelerregenden Verbrechen, welche Kirchenoberhäupter ausgeübt haben, zerren teils stark an der Moral der Katholiken. Themen des LGBTQ oder der Rolle der Frau in der Kirche werden auch hier diskutiert (ähnlich mit wenig konkreten Einigungen). Doch darüber hinaus sind sehr wohl große Unterschiede bemerkbar. In der Kirche ist eine ganz klare Erneuerung im Gange, die voller Enthusiasmus ist und einem mitreißt. Diese Erneuerung kommt nicht unbedingt von Bischofskonferenzen oder Gremien, sondern von Laien und Ordensmännern und -frauen, die oft die Dinge selbst in die Hand nehmen und nur von Bischöfen unterstützt werden. Diese Neuevangelisierer sind sehr oft jung. So ist die katholische Kirche in den USA ungemein dynamisch, modern aber nicht modernistisch, jung und "cool", wenn ich das so sagen darf. Ja, es ist einfach an diesem Punkt cool in den USA, zur Messe und zur Anbetung zu gehen und zu evangelisieren. Die amerikanische Kirche gibt mir somit sehr große Hoffnung. Und die Eucharistische Wallfahrt ist ja nur ein Zeichen – wenngleich ein sehr großes – von diesem Prozess. kath.net: Würden Sie sich eine derartige Kraftanstrengung für die Neuevangelisierung, wie sie jetzt in der US-amerikanischen katholischen Kirche stattfindet, auch für Deutschland seitens der Bischöfe und der Bistümer wünschen? Ihr Herkunftsbistum Regensburg ist da ja mutmachend unterwegs, aber sehen Sie auch darüber hinaus positive Ansätze etwa durch die Deutsche katholische Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken? Kai Weiss: Kurz gesagt: Ja! Beziehungsweise lassen Sie es mich umformulieren zu: Ja, ja, ja, bitte Herrgott! Wir brauchen eine Eucharistische Erneuerung im deutschsprachigen Raum! Die Eucharistie ist der Ort, wo alle Menschen Jesus und Seine unendliche Liebe kennenlernen dürfen, wo wir als Katholiken alle Menschen hinführen sollten. Darüber, da bin ich zuversichtlich, sind wir uns alle einig, gleich wo wir uns auf dem kirchenpolitischen Spektrum positionieren. Also – lassen Sie mich nur mal kurz träumen – wie wäre es, wenn junge Katholiken mit der Eucharistie durch Deutschland reisen würden, um in Anbetung und Prozessionen die Menschen aufs Neue zu Jesus zu führen? Das könnte uns alle auf ganz neue Art transformieren. Es passiert gerade in den USA – ich sehe es mit meinen eigenen Augen. Ich hoffe, früher oder später ähnliche Bemühungen in Deutschland sehen zu dürfen. Denn wenn wir uns wirklich eine Erneuerung der Kirche und des Glaubens in Deutschland wünschen, dann geht kein Weg an der Eucharistie vorbei. Jesus im Allerheiligsten Sakrament muss der Kern jeglichen derartigen Bemühens sein. Fotos oben (c) National Eucharistic Pilgrimage/Website Kai Weiss im englischsprachigen EWTN-Interview
Kai Weiss mitten dabei auf dem Pilgerweg - er ist etwa 10 Personen hinter der Musikerin
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