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Ein Neustart der Synodalität wäre die beste Option

1. Juli 2024 in Kommentar, 5 Lesermeinungen
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Die Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz brachten aus Rom das Ende des Synodalen Rates mit. Synodalität in Deutschland läuft ab sofort an der römischen Leine. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Die Pressemeldung der Deutschen Bischofskonferenz müssen Leser, die nicht mit dem diplomatischen Ton der römischen Kurie vertraut sind, zwei- bis dreimal lesen, um zu verstehen, dass der Synodale Rat hierin endgültig begraben wird. Diplomatische Sprache, darin sind die römischen Kurialen vermutlich die letzten Großmeister, pflegt alles in positive Wendungen zu fassen. Umso härter kann die vernichtende Wirkung der Worte sein. Der Synodale Rat darf nicht so heißen und er darf nicht so aufgebaut sein und er darf nicht das können, was geplant war. In einfache Sprache gefasst: Es wird ihn niemals geben.

Die wohl schallendste Ohrfeige aller Zeiten holte sich der deutsche Episkopat mit den folgenden Worten: „Ebenfalls erörtert wurde auch die Frage einer künftigen Zusammensetzung der deutschen Delegation, die am Dialog zwischen den Vertretern der Römischen Kurie und der Deutschen Bischofskonferenz teilnimmt.“ Auch hier eine vielleicht etwas brutalere Übersetzung: Wir wollen gar nicht mit denen reden, die ihr uns mitbringt. Bringt andere mit.

Ein weiterer Aspekt ist die kurze Leine, an die Rom die DBK genommen hat. Erinnern wir uns an den Beginn des Bergoglio-Pontifikats. Damals sprach Franziskus davon, dass die Bischofskonferenzen mehr Kompetenzen und auch mehr Verantwortung bekommen sollten. Heute nimmt er eine der reichsten und einflussreichsten Konferenzen an die ganz kurze Leine und blamiert sie weltweit. Die jetzigen Maßnahmen sind dem Grunde nach nichts anderes als die Kehrseite des vor fünf Jahren veröffentlichten Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland. Damals legte der Papst seine Sorgen und Befürchtungen offen in einem Brief vor. Mehrfach hat der Papst in den vergangen fünf Jahren darum gebeten, den Brief zu lesen und zu befolgen. Immer wieder hat man ihn schulterzuckend, lächelnd, vielleicht etwas mitleidig abgetan und den Brief ungelesen beiseitegelegt.

Machen wir uns nichts vor, auch die Gegner des Synodalen Weges in der Kirche in Deutschland haben ein Stück weit vor der Welle des Synodalismus, die uns mit einem massiven Aufwand an Geld, Personal und Propaganda überrollte, kapituliert. Man hat nicht daran geglaubt, dass das Rom in Zeiten eines Papst Franziskus hier hilfreich wäre. Führt doch der Papst selbst in jedem dritten Satz das Attribut „synodal“ für die Kirche im Mund. Wie sollten wir den gegen den Synodalen Weg und zugleich für den Papst sein. Versuche auf den Brief zu verweisen, gingen ins Leere. Selbst Bischöfe versuchten vergeblich den Aspekt der Evangelisierung in den Synodalen Weg zu implementieren. Nichts zu machen. Es ging – und darin dürften sich wohl Protagonisten wie Kritiker des Synodalen Weges von Anfang an einig gewesen sein – nur um eine 50 Jahre alte Reformagenda ergänzt um moderne LGBT-Aspekte.


Stand heute: Keine Frauenweihe, keine Laieninvestitur, kein Oberster Katholikensowjet der Bischöfe kommandiert. Theologische und anthropologische Fragen werden mit Rom diskutiert, was bedeutet, dass Rom es uns nicht mehr zutraut. Auch darin sind die Bischöfe an der römischen Leine und dürfen sich von ihren postmodernistischen Haus- und Hoftheologen emanzipieren. Die Erkenntnis, dass es eine Priesterinnenweihe in der katholischen Kirche niemals geben wird, dürfte inzwischen auch in die letzten (klösterlichen) Aktivistinnenwinkel vorgedrungen sein. Bischofsernennungen werden niemals zum Laientheater werden. Eher sollte man endlich die Sonderbestimmungen des preußischen und badischen Konkordats auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgen. Der Papst hört sich die Vorschläge des Klerus und der Laien einer Diözese an, zieht den Nuntius und die benachbarten Bischöfe zu rate und setzt dann den Bischof für eine Diözese ein. So wäre es richtig. Das Ende des Synodalen Rates dürfte nun wohl nicht einmal mehr das umstrittene „ZdK“ in Frage stellen. Last not least muss man leider auch der Theologie in Deutschland schlechte Noten ausstellen. Wohldotiert an staatlichen Fakultäten, mit reichlich Mitteln ausgestattet und in großen Teilen Mitglied in Forschungsclustern liefert die katholische Theologie in unserem Land nur geistige Inzucht. Theologen schreiben Bücher, die nur Theologen lesen, bewerten, zitieren und daraus ihre eigenen Bücher machen, die wiederrum nur in Theologenkreisen kursieren. Es gibt gesellschaftlich zahlreiche Fragen, die der theologischen Expertise bedürften. Das gilt primär in Fragen der Bioethik, in denen die kirchliche Position eine gute wissenschaftliche Fundierung gebrauchen könnte. Das gilt aber auch in Fragen der Migration, zu der zum Beispiel die Heilige Schrift eine Menge zu sagen hat. Viele Aspekte unseres Staates setzen auf christlichen Vorstellungen auf und genau genommen ist die Basis unseres gesamten Rechtskorpus ohne christliche / naturrechtliche Vorstellungen nicht verstehbar. Das müsste mal in unsere Zeit hinein übersetzt werden. Es gäbe viel zu tun.

Letztendlich gilt es noch den Aspekt der Mission, der Papst nennt es Evangelisierung, wieder in den Blick zu nehmen. Die Mehrheit der Menschen in unserem Land ist nicht nur ungläubig, sie hat auch noch nie etwas von der Frohen Botschaft gehört. „Die Kirche“ ist für sie irgend so ein Gebilde, mit dem man nix am Hut haben will. Das braucht nicht verwundern, schaut man sich das Bild der Kirche in der veröffentlichten Meinung an. Wäre ich nicht drinnen, sondern draußen, dann wäre ich (natürlich) Kirchenkritiker.

Was tun wir, um den Menschen Jesus vorzustellen? Das ist die Frage, die wir uns stellen lassen müssen. Jeder einzelne in seinem Alltag. Aber eben auch jeder Bischof in seiner Verantwortung für die Kirche. Es ist nicht damit zu rechnen, dass es zeitnah zu einer großen Bekehrungswelle im Episkopat kommen wird und alle plötzlich zu Missionsbischöfen werden. Es ist auch nicht mit einer Massenbekehrung in der Bevölkerung zu rechnen. Dennoch sollten wir nicht müde werden, den Geist der Mission wachzuhalten. Gerade jetzt, wo Millionen Menschen in unser Land strömen, die unsere Kultur und unsere Lebensweise verachten, die ihre Kultur und ihre Lebensweise – auch mit Gewalt, da mache sich niemand Illusionen – in unser Land tragen wollen, bräuchte es eine starke Antwort der Kirche auf diese Herausforderung. Den Anschlusstransfer an Schlepperschiffe zu finanzieren gehört allerdings nicht dazu.

Wir leben in einer Welt, die gerade jetzt von einer Krise in den nächste taumelt. Die Menschen verlieren ihren Halt und ihre Wurzeln. Antworten daraus könnten primär aus dem Glauben kommen, dass eben diese Welt nicht das Paradies ist und es nie sein wird. Dennoch haben wir biblische Handlungsanweisungen, die – angefangen bei den zehn Geboten bis zur Bergpredigt – mit göttlicher Vollmacht und Weisheit zeigen sollen, wie es besser geht. Die Welt ist nicht gottlos, sie ist in Gottes Hand. Auf der UNUM24 in München wurde auch für unser Land gebetet. Die Organisatoren zeigten sich überzeugt, dass das Gebet für unser Land etwas verändert. Seltsam, seltsam. Sollten diese etwa glauben, dass Gott in die Geschichte eingreift? Hand aufs Herz, wie deistisch sind wir selbst eigentlich schon? Glauben wir noch, dass Gott auf unsere Bitte hin unseren (und jedem anderen Land der Welt) helfen wird?

Warum, so frage ich mich, rufen unsere Bischöfe, die sich zu jedem Quark zu Wort melden, nicht mal zu einem Tag des Gebets für unser Land auf. Angefangen mit einer Messe am frühen Morgen in jedem Dom und jeder Pfarrkirche im Land und einen ganzen Tag landesweites Gebet vor dem Allerheiligsten, Rosenkranz und Tageszeitenliturgie und am späten Abend eine auf allen Sendern übertragene Schlussandacht aus der Bundeshauptstadt vor dem Brandenburger Tor mit abschließendem Eucharistischen Segen über das ganze Land. Glaubt eigentlich irgendjemand, dass das an unserem Land spurlos vorbei ginge? Aber umgekehrt: Glaubt irgendjemand, dass sich die deutsche Bischofskonferenz derzeit zu so etwas bereitfände? Wir werden also die Reform der Kirche und das Fortschreiten in der Ökumene auch weiterhin als Graswurzelbewegung betreiben müssen. Bei den großen konfessionsübergreifenden Glaubenskonferenzen gibt es zudem eine große Bereitschaft, das je andere Eucharistie- oder Abendmahlsverständnis theoretisch wie praktisch zu tolerieren. Gemeinsam beten, den getrennten Tisch bedauern und vor Gott tragen, aber der Wirklichkeit Rechnung tragen, nicht übergriffig sein. So geht das. Und hier sieht man den Unterschied zwischen den kirchenpolitisch agierenden Laienfunktionären, die alles mit politisch populistischem Druck erreichen wollen und den Betern, die sich die Änderungen von Gott erhoffen und sich allein in seinen Dienst stellen wollen.

Manchmal brauchen Texte längere Zeit, bis sie eine Wirkung entfalten können. Ganz sicher ist der Brief des Heiligen Vates an die Katholiken in Deutschland kein Werk, über das sich nicht trefflich streiten ließe. Ich denke, wir täten dem Papst damit sogar noch einen Gefallen. Das Schreiben so gänzlich zu ignorieren, wie es DBK und „ZdK“ getan haben, muss selbst für einen recht robusten Pontifex wie Franziskus schmerzhaft gewesen sein. Ja mehr noch, dieser Papst fordert es ja geradezu heraus, dass man sich an ihm reibt. Tun wir es. Noch kein Pontifikat in der jüngsten Kirchengeschichte war derart herausfordern und hat in einem solchen Maße zu Kritik und Widerspruch provoziert. Aber diese komplette Ignoranz, die die deutsche Funktionärsblase an den Tag legte und legt, ist ein noch weitaus größeres Ärgernis. Üben wir uns in der Debatte. Lesen wir, was der Papst uns schrieb, und reden wir darüber, denn im Grunde brauchen wir tatsächlich einen kompletten Neustart in Sachen Synodalität in Deutschland. Rom und die Weltkirche sagen es uns seit Jahren: DBK und „ZdK“ können es nicht.

Hier ist der Brief des Papstes an das Pilgernde Gottesvolk in Deutschland mit der ausdrücklichen Bitte, ihn zu lesen: bit.ly/VolkGottes

Bild oben: Sicher hat der Papst eher mit einem Bleistift oder Kugelschreiber geschrieben, aber er hat den Brief an die deutschen Katholiken selber verfasst. Foto: Pixabay


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Lesermeinungen

 modernchrist 5. Juli 2024 
 

Unser Pfarrer hier im Münchner Westen betont

immer wieder, dass die liebste Aufgabe, die er macht, das Taufen ist! das Zsammenkommen mit den jungen Eltern als Priester, die er meist noch nie vorher gesehen hat, das Glaubensgespräch, das priesterliche Segnen der Leute beim Verlassen der Wohnung, die Erklärung der Taufe in ihrer wesentlichen und königlichen Bedeutung. Jede Taufe macht er auch wirklich von Herzen und als ganz starke Einheit der Evangelisierung der Betroffenen. Es ist pastoral eine absolute Idiotie, dies in die Hände von Laien zu legen!! Wird nicht der Priester hier absichtlich zum Verschwinden gebracht und seiner schönsten Aufgaben beraubt?


0
 
 Stefan Fleischer 2. Juli 2024 

@ Schott

Ich möchte mich hier der Frage von Jörgen anschliessen. Was hat Priorität, der Mensch Jesus von Nazareth oder Christus, Gottes eingeborener Sohn, unser Herr und Erlöser? Wenn wir heute in die moderne Verkündigung hinein hören, so steht der Mensch Jesus oft so sehr in Zentrum, dass seine wahre Gottheit und seine Erlösertat am Kreuz nicht selten vergessen geht. Mir geht es hier nicht um Herrn Winnemöller, dem auch ich vertraue. Es geht um den immer weiter um sich greifenden Paradigmenwechsel von gottzentriert zu menschzentriet Es geht um die Frage, was die erste Sorge unserer Kirche und ihrer Amtsträger wie auch von uns Gläubigen sein müsste. Ist es die Sorge um das ewige Heil des Menschen oder die Sorge um sein irdisches Heil und Wohlbefinden. Müsste nicht die ganze Grösse und Herrlichkeit unseres dreifaltig einen Gottes in unserer Verkündigung in Wort und Tat immer zuoberst stehen?


0
 
 Jörgen 2. Juli 2024 
 

@Schott

Ich glaube nicht, dass das Glaubensleben in Deutschland wieder belebt werden könnte, wenn Rom noch mehr eingreifen würde. Es sind vielmehr die falschen Prioritäten gesetzt. Diese Bischöfe haben die Bedeutung der Katechese und Neuevangelisierung nicht erkannt und Rom wird sie dazu nicht zwingen können, wenn sie es nicht selbst einsehen.


2
 
 Schott 1. Juli 2024 
 

Was tun wir, um den Menschen Jesus vorzustellen?

Ich finde, das ist genau die richtige Frage! Vom Guru Jesus ist hier nicht die Rede, sondern von Jesus, dem Christus: Soweit dürfen wir Peter Winnemöller nun wirklich vertrauen. Der Artikel ist wie immer brillant ananlysiert und dabei sehr witzig zu lesen. Ganz herzlichen Dank dafür!
Dennonch, auch wenn der Synodale Ausschuss, Synodaler Rat - oder wie auch immer das Gremium nun heißen soll, stark eingehegt wurde, kann meiner Meinung nach keine Evangelisierung voranschreiten, so lange in Deutschland Bischöfe dominant sind, die völlig abweichend von römischen Bestimmungen in ihren Bistümern handeln, Beispiel Frauenpredigt, Taufe durch Laien etc. Solange Rom diese Bischöfe gewähren lässt, kann das Glaubensleben in Deutschland nicht wieder belebt werden.


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 Stefan Fleischer 1. Juli 2024 

Was tun wir, um den Menschen Jesus vorzustellen?

Das ist meines Erachtens die falsche Frage. Den weltverbesserenden Guru Jesus von Nazareth vorzustellen läuft in die falsche Richtung. Wir müssen der Welt wieder Christus, unseren Herrn und Gott und unseren Erlöser aus Sünde und Schuld vorstellen. Wir müssen den Menschen wieder die Freude vermitteln, Gottes treue Diener zu sein. Wie müssen wieder Gottvertrauen predigen statt das illusorische «Das schaffen wir schon, notfalls sogar ohne Gott!» Eine Kirche, in der «Jesus Christus, Gottes eingeborener Sohn, unser Herrn» - wie wir im Credo bekennen - nicht mehr herrschen darf – wie viele «zeitgemässe» Theologen uns durch ihree Bemühungen zur «Liturgieverbesserungen» - bewusst oder unbewusst – einzuflüstern versuchen, baut ihre Glaubwürdigkeit Schritt für Schritt selbst ab.


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