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Berliner Intendant Khuon: Theater ist auch Ort des Gottvermissens

4. August 2016 in Kultur, 1 Lesermeinung
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Ulrich Khuon bei Vortrag bei "Salzburger Hochschulwochen": Theater und biblische Religion kennzeichnet eine "leidsensible Sprache" und die Intention der "Mitleidenschaft" - EXTRA: 2 Operntipps


Salzburg (kath.net/KAP) Theater und Oper sind nicht nur Orte überschäumenden Lebens, sondern immer auch Orte, an denen die Frage nach Gott gestellt wird: Darauf hat der Intendant des Deutschen Theaters Berlin, Ulrich Khuon, hingewiesen. Indem sich auf den Brettern, die die Welt bedeuten, immer auch Dramen und Tragödien abspielten, zeige sich eine besondere Sensibilität des Theaters für "Sünde, Schuld und Vergebung, Vergeblichkeit und Schmerz", so Khuon bei einem Vortrag am Mittwoch bei den "Salzburger Hochschulwochen". Im Blick auf die Gottesfrage bedeute dies, vor allem das "Gottvermissen" zu thematisieren, welches ein heute weit verbreitetes Empfinden darstelle - und welches sich auch in zahlreichen Werken der Gegenwart finde.

Die Leidenschaft des Theaters - so der Intendant unter Verweis auf das gleichlautende Motto ("Leidenschaften") der Hochschulwochen - bestehe darin, in der "Spannung aus Kontrolle und Exzess", aus "Pathos und kühler Ratio" den Menschen jene verschütteten Dimensionen des Lebens wieder zu erschließen, in denen auch die Gottesfrage ihren Platz habe. "Das Theater befasst sich mit Individuen, denen in dieser rational entzauberten Welt etwas fehlt". Darin bestehe ein Nahverhältnis zur biblischen Tradition, die ebenfalls eine solche Vorliebe für die Gescheiterten habe. "Dieses Passionswissen ist eine Dunkelkammer, die einen verändert, sobald man sie betritt", so Khuon.


In der Theologie werde diese existenzielle Betroffenheit durch den anderen, wie sie auch das Theater kennt, mit dem Begriff der "Compassion" (J.B. Metz) auf den Punkt gebracht. Beide - Theater wie biblische Religion - zielten auf eine "Mitleidenschaft", die den anderen wirklich ernst nimmt. Dazu zähle auch die Erkenntnis einer "subjektiven Verarmung" in der Moderne, die die Leidenschaft als dasjenige, was dem Menschen von außen widerfährt und dem er ausgesetzt ist, ausgrenzt. Wo das Ich um diese Dimension gebracht wird, da werde das Subjekt ausgehöhlt und um jene "Abgründigkeit" gebracht, die das Leben gerade ausmachen. Und so ziehe das Theater mit seiner "leidsensiblen Sprache" auch in dieser Kritik der Moderne mit der biblischen Religion an einem Strang.

Ulrich Khuon studierte Jura, Germanistik und Theologie. Er arbeitete zunächst als Theaterkritiker, später als Dramaturg und schließlich als Intendant am Stadttheater Konstanz und am Niedersächsischen Staatsschauspiel Hannover. Seit 1997 lehrt er außerdem an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Von 2000 bis 2009 leitete er das Thalia Theater Hamburg, seit 2009 ist er Intendant des Deutschen Theaters Berlin.

Zwei Operntipps:

Pagliacci Opern-Film mit Domingo, Stratas, Pons - Von Zeffirelli



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Copyright 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich


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Lesermeinungen

 Kleine Maus 4. August 2016 
 

Gottvermissen

Wenn Gott vermisst wird, ist das zumindest ein guter Ansatz. Was ich vermisse, das werde ich suchen. Viel schlimmer sind die vielen, vielen Gleichgültigen, die so betäubt sind von Konsum, Vergnügen, Fernsehen usw., dass sie gar nicht mehr spüren, dass sie etwas vermissen könnten und darum auch gar nicht auf die Idee kommen zu suchen. Und wenn sie doch suchen, dann nicht im christlichen Glauben. Denn Religionen (gleich welche), leider suggerieren uns das auch viele moderne Bühnenwerke, dienen nicht dem Frieden, sondern rechtfertigen Aggression. Diese ethisch motivierte Form des (Bildungs-)Atheismus hat das Zeug dazu, zu einer neuen Ersatzreligion zu werden. Was fehlt ist Glaubenswissen. Das eigne ich mir aber nur an, wenn ich interessiert bin, wenn ich suche, etwas vermisse. Und irgendwo "beißt sich dann die Katze in den Schwanz".


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