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'Trotzdem noch ein unerträglicher Zeitgenosse? - Macht nichts, Hauptsache der Glaube passt'

23. Februar 2024 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
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Genauso haben die ersten Jünger folglich evangelisiert, die Botschaft wurde mit der zugehörigen Kraft verkündet, nicht mit menschlicher Überredungskunst - BeneDicta am Freitag von Linda Noé


Linz-Salzburg (kath.net)

Wer zu denjenigen kath.net Lesern gehört, die unserer Nachrichtenseite schon seit vielen Jahren treu sind, kann sich vielleicht noch erinnern, dass ich vor über zwanzig Jahren als junge Stundentin in die katholische Kirche eingetreten bin (https://www.kath.net/news/3591 hier gab es damals ein Interview dazu).

Es ist offensichtlich, dass man eine solchen Schritt in diesem Alter nicht freiwillig tut, wenn man nicht eine tiefe Begegnung mit Jesus erlebt und grundsätzliche Entscheidungen getroffen hat. Meine grundsätzliche Annahme damals war außerdem, dass wirklich gläubige Menschen die „besseren“ und wirklich anderen Menschen sein müssen- eine deutliche Frucht muss ja schließlich sichtbar werden, wenn man eine Beziehung zum lebendigen Gott hat, den so viele andere Menschen gar nicht kennen! So hatte ich selbstverständlich auch den Wunsch und den Anspruch, mich selbst zu verändern auf diesem Weg, wie ich es auch im oben verlinkten Interview formuliert habe.

Mit der Zeit freilich machte ich zwei Erfahrungen:

Erstens, gläubige Menschen sind nicht unbedingt die „besseren“ Menschen, und manche Menschen benutzen die Religion auch mit Erfolg dazu, sich tatsächliche ehrliche Selbstreflektion vom Hals zu halten (die Pharisäer sind leider nicht ausgestorben).

Zweitens: auch ich bin da keine Ausnahme, trotz Quereinstieg und „Senkrechtstart“ in die die katholische Kirche. Eine Weile war ich über diese Entdeckung so frustriert, dass ich mir ein bisschen eingeredet habe, dass es doch wohl am wichtigsten sei, was jemand glaubt, weniger, was er tut. Denn, was wusste ich denn schon darüber, wie ein jeweiliger Mensch erst OHNE Glauben so drauf wäre? Also: rechtgläubig muss man sein. Richtig katholisch. Katechismus, Bibel, die Heiligen- kein selbstgestrickter, verwässerter Glaube. Trotzdem noch ein unerträglicher Zeitgenosse? - Macht nichts, Hauptsache der Glaube passt. So weit so gut, aber zu dumm, dass „sola fide“ am Ende des Tages so gar kein katholischer Leitsatz ist, sondern stattdessen, ganz katholisch, der Glaube ohne Werke tot ist (Jak 2,17: So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.).


Die katholische Kirche war sich dieser Tatsache durch alle Zeiten hindurch bewusst- alleine die Fülle von großen Initiativen (Krankenhäuser, Kindergärten, Caritas….) beweisen das. So bin ich also irgendwie immer, aufgrund der jeweiligen Lebensphase mal mehr oder weniger, auf der Suche geblieben nach dem: „War das etwa alles, und was kann ich suchenden Menschen als jemand, der Jesus kennt, wirklich anbieten?“ Der heilige Papst Johannes Paul II. hat den Begriff „Neuevangelisierung“ geprägt, und vielerorts wird darunter einfach „alles, was wir bereits tun, nur mehr davon“ verstanden. Trotzdem sinkt in vielen Bereichen der Welt die Anzahl der praktizierenden Katholiken beständig, und die Menschen suchen geradezu überall anders, nur nicht bei uns. Damit war und bin ich nicht zufrieden und ich glaube auch nicht, dass die Kirche (und das sind schließlich wir alle) sich da jeder Verantwortung entziehen kann.

Meine persönliche Auffassung ist es, dass man nicht darum herumkommt, zu sehen, wie Jesus selbst, dann in seinem Auftrag die 12, anschließend die 72, und laut Auftrag nach seiner Himmelfahrt „die, die glauben“ (Markus 16,17) evangelisiert haben. 21% der Erzählungen im Evangelium über das öffentliche Wirken Jesu sind z.B. den Berichten über körperlichen Heilungen und Befreiungen gewidmet. Johannes der Täufer kommt im Gefängnis ins Zweifeln und sendet seine Jünger aus, um Jesus nochmal zu fragen, ob er der ist, auf den sie gewartet haben. Was antwortet Jesus? Lk 7,22: „Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen (Herv. d.Autors) und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“

Genauso haben die ersten Jünger folglich evangelisiert, die Botschaft wurde mit der zugehörigen Kraft verkündet, nicht mit menschlicher Überredungskunst. Im Laufe der Kirchengeschichte haben verschiedene Probleme, zum Beispiel Irrlehren wie die der Montanisten, platonische, manichäische oder gnostische Gedankenströmungen dazu geführt, dass es einen Niedergang der sichtbaren geistlichen Gaben gab. In der ganzen Kirchengeschichte sind aber auch weiterhin Zeichen und Wunder während großer Wellen der Evangelisation (hl Patrick, hl Franz Xaver, hl Franziskus…) geschehen. Ich bin überzeugt, dass eine solche Zeit dieser Tage wieder kommen muss, um die klaffende Lücke der Beziehungslosigkeit der heutigen Menschen zu Gott wieder zu schließen.

Ein Problem scheint dabei zu sein, dass man Wunder und geistliche Gaben (sie sind ja schließlich gegeben) nicht „machen“ oder erzeugen kann. Vergessen wir aber nicht, dass die Menschen im Evangelium, die Jesu Wunder an sich selbst erleben konnten, oft Widerstände zu überwinden hatten wir die blutflüssige Frau oder Petrus, der über das Wasser geht. Vergessen wir nicht, dass zu glauben bedeutet, überzeugt zu sein von Dingen, die man nicht sieht (Hebr 11,1) und dass wir konkret bitten sollen, um zu empfangen. Vergessen wir nicht Paulus, der uns ermahnt, nach den Geistesgaben aktiv zu streben (z.B. 1 Kor, 14,1), das heißt, dass wir auch wollen und uns bemühen müssen. Damit die Decke des Unglaubens in unseren Breitengraden überwunden werden kann, reicht es nicht, dass wir als Gläubige auf der Couch sitzen bleiben und sagen: „Ach, ich bin leider kein Heiliger.“

In diesem Sinne möchte ich an diese meine Gedanken eine Einladung aussprechen- an alle, die diese Zeilen lesen und sich davon angesprochen fühlen. Es gibt eine katholische Mission, die Begleitung und Unterstützung anbietet für diejenigen, die sich aktiv nach mehr ausstrecken wollen und nicht so genau wissen, wie sie beginnen können. Ich selbst nehme seit September an einer Online Schule teil, aber die amerikanischen „Encounter Ministries“ kann man demnächst auch in Österreich kennenlernen. (Einer ihrer Leiter hat sich übrigens vor Jahren im katholischen ITI in Gaming bekehrt- dort, wo ich meine Erstkommunion erleben durfte.) Ich persönlich werde in Salzburg wieder dabei sein, und freue mich über den einen oder anderen Leser, der mich vielleicht dort anspricht!

Vom 8. – 10. März 2024 in Salzburg https://encounterministries.us/salzburg/ und vom 15.-17.März 2024 in Wien https://encounterministries.us/vienna/ gibt es die Möglichkeit, den übernatürlichen Lebensstil von Encounter Ministry durch die „Spring- Intensive“ kennen zu lernen.


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Lesermeinungen

 Stefan Fleischer 25. Februar 2024 

@ Paddel

Herzlichen Dank.
Was ich mir in letzter Zeit oft überlege, ist, ob wir nicht in all diesen Fragen und Problemen vom hohen Ross unserer «Gescheitheit» herab steigen und uns schlicht und einfach um ein gutes Vater-Kind Verhältnis zu unserem Gott kümmern sollten. Wenn wir dabei ein ideales, allumfassendes Vaterbild von Gott haben einerseits und unserseits dann auf dem Boden der Realität unserer Schwachheit und Sündhaftigkeit bleiben, so könnten wohl eine ehrliche Kindlichkeit und ein kindliches Vertrauen uns eine Ahnung von Paradies hier auf Erden schenken. Ich glaube, das liesse sich so üben.


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 Paddel 24. Februar 2024 

@Stefan Fleischer

Schön, dass Sie sich doch nicht verabschiedet haben. Freut mich.
Gerade heute, als ich den Putzstab durchs Wohnzimmer zog, dachte ich darüber nach, ob ich, anstatt die Welt durch Taten verbessern zu wollen, einfach nur Faste, Bete, opfere, die Sakramte empfange. Sprich die Kräfte Gottes damit herabzurufen, ohne zu meinen, man müsste selbst derjenige sein, der die Welt erlöst. Dann wiederum dachte ich, naja, also nur Hände falten und sich wie ein Kartäuser verhalten ist wohl auch nicht gerade meine Berufung. Nun denn, überzeugt bin ich, wer sich seiner Unfähigkeit bewußt ist, sich Gott anvertraut, dem schickt der Himmel die Gelegenheiten und die Menschen zur Mission von selbst und ja, dann ist das auch segensreich. Habe schon bemerkt, dass man das Innere (Beichte...) so gut wie möglich reinigen muss und man dann durch das authentische Sein wirkt, gerade erst recht dann, wenn man gar nicht dran denkt, jetzt missionarisch zu sein. Gott in mir ist der, der handelt, nicht ich.


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 Stefan Fleischer 23. Februar 2024 

Ein schwieriges Thema (1)

Der erste Gedanke dabei war mir schon seit längerer Zeit, ob es sich dabei nicht einfach um die Frage handle: «Was war (ist) zuerst, das Huhn oder das Ei." Oder anders formuliert: «Um Christ zu sein, muss man (christlich) handeln oder muss man (die Lehre der Kirche) glauben?» Meine Erfahrung ist, dass heute viele – bewusst oder unbewusst – das Handeln als das Entscheidende in Ihrem Christsein sehen. Und es sind – anders als in meiner Jugend – relativ wenige, welche den Glauben als «conditio sine qua non» für den Ehrentitel Christ, bzw. Katholik betrachten.
Persönlich glaube ich, dass beide Haltungen falsch sind, weil nicht katholisch, nicht allumfassend. Für mich ist der Glaube die Grundlage des christlichen Handels. Das Handel, wenn es christlich sein will, muss aus dem Glauben heraus fliessen, oder präziser ausgedrückt, aus einer Beziehung zu Gott heraus, welche auf dem Glauben (der Kirche) basiert.


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 Stefan Fleischer 23. Februar 2024 

Ein schwieriges Thema (2)

In meinem Büchlein «Heiligkeit für Anfänger» habe ich Heiligkeit (schon in dieser Welt) definiert als die tiefe, persönliche Beziehung zu Gott, ein unergründliches und wunderbares Zusammenspiel von Gott und Mensch, von Gnade und Bemühen.» Diese Definition darf meines Erachtens auch als Vorlage für eine Beschreibung des Christ- (bzw. Katholik-) sein dienen, wobei dabei dann die grossen Geheimnisse der Dreifaltigkeit und unserer Erlösung aus Sünde und Schuld mit einfliessen müssen. Aber das wäre ein Thema für sich.


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