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„Heute habe ich erlebt, was es bedeutet, Jude zu sein im Jahr 2019“

11. Oktober 2019 in Deutschland, 7 Lesermeinungen
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Vorbeter Roman Yossel Remis schildert seine Eindrücke während des Angriffs auf Synagoge in Halle – „Wir hatten nur eine einfache Holztür zwischen uns und dem Täter“ - Augenzeugenberichte zum schrecklichen Geschehen. Von Petra Lorleberg


Halle (kath.net/pl) „Es waren die schlimmsten Minuten meines Lebens“, sagt der Vorbeter der Synagoge in Halle, Roman Yossel Remis aus Berlin, in einem Video, das er selbst aufgenommen hat, während er gegen Abend endlich die Synagoge verlassen konnte. Die „Zeit“ hat das bewegende Video veröffentlicht. Die Synagoge war während des hohen jüdischen Feiertags Jom Kippur von einem mutmaßlichen Rechtsextremisten und Antisemiten mit einer Schusswaffe und mit Sprengmaterialien angegriffen worden, zwei Menschen starben, es gab Verletzte, gegen den festgenommenen tatverdächtigen Deutschen wurde inzwischen Haftbefehl erlassen. In der Synagoge befanden sich während des Angriffs etwa 80 Menschen.

Der Vorbeter berichtet, während man im Hintergrund immer wieder Blaulicht der dann bereits stark präsenten Polizeikräfte sieht: „Mitten im Gebet, mitten in der Tora-Vorlesung hört man einen Knall draußen vor der Tür.“ Die Gottesdienstgemeinde habe gewusst, dass es keinerlei Polizeischutz gab und dass der eigene Securitiymann nicht mit Waffe ausgerüstet war. Er schaute auf den Bildschirm der Überwachungskamera nach draußen und sah, wie sich eine Person mit einer anderen Person streitet, „die andere Person wurde erschossen“. Dann sah er auf der Überwachungskamera einen Mann herkommen, „vollausgestattet mit Helm, Sturmhaube, mit einem Gewehr – einem großen, einem MK-Gewehr“. Der Bewaffnete ging auf die Tür der Synagoge zu, „und wir hatten nur ein Holztür, eine einfache Holztür zwischen uns und dem Täter“. Er habe auf die Tür geschossen und dann versucht, sie mit dem Fuß einzutreten, „und in dem Moment dachte ich einfach nur: das Leben geht vorbei an diesem Tag, an Jom Kippur, am Tag des Gerichts“. Es sei keine Panik ausgebrochen, alle Menschen seien ruhig geblieben, „Gott sei Dank“, aber „diejenigen, die das mitverfolgt haben, haben verstanden, worum es geht“. Nach einer Weile verschwand der Täter vom Bildschirm, „wir wussten nicht, ob er versucht, durch einen anderen Eingang reinzukommen“ oder ob es noch mehr Täter gibt. Inzwischen hat der Vorbeter gemäß einer anderen Schilderung eine erste Evakuierung der Gemeinde in das Obergeschoss eingeleitet und dort die Menschen auf den Fußboden, weg von den Fenstern, beten. Als die Polizei gekommen ist, „waren wir erst mal sicher“. „Heute habe ich wirklich erlebt, was es bedeutet, Jude zu sein im Jahr 2019 in Berlin, und das ist sehr erschreckend.“ Remis schildert weiter, dass in der Synagoge auch Menschen zur Gottesdienstfeier da waren, „Omas und Opas, die haben den Zweiten Weltkrieg miterlebt“. Er beschreibt, dass er es nicht mal im Traum erwartet hätte, dass er so etwas miterleben müsse.


Augenzeugin Anastassia Pletoukhina berichtete im Interview mit der „Jüdischen Allgemeinen“, wie sie den Anschlag erlebt hat. „Es ist ein Wunder, dass wir überlebt haben. Es war wirklich ganz, ganz knapp.“ Nach Absetzen des Notrufes hat die Polizei 20 Minuten gebraucht, um bei der Synagoge aufzutauchen. „Es waren die längsten 20 Minuten überhaupt für uns. Die Polizei hat das hinterher damit begründet, dass bei ihr so viele Anrufe eingingen, dass sie sich erst einmal sortieren und die Anrufe priorisieren mussten, weil halb Halle bei ihnen anrief.“ Erst nach mehreren Stunden konnten die Gottesdienstbesucher die Synagoge verlassen, während der Wartezeit suchte die Polizei die Synagoge nach Sprengstoff ab und sammelte Aussagen der Anwesenden. „Zwischendurch haben wir, wenn es die Situation zugelassen hat, weiter gebetet.“ Dann brachte die Polizei die Menschen ins Krankenhaus, dort wurden sie untersucht und weiterhin vernommen, „wir … haben gebetet und irgendwann dann auch das Schofar geblasen. Es war eine Ausnahmesituation mit vielen – so seltsam es sich anhört – positiven Erlebnissen.“ Man habe um die zwei Toten getrauert, und ebenso „im Bus auf der Fahrt ins Hotel – das mag sich vielleicht befremdlich anhören – haben wir dann aber auch gefeiert: das Leben, unser Überleben, das jüdische Volk, am Israel chai!“

Bericht in der „Zeit“ mit Video: Anschlag in Halle: "Heute habe ich erlebt, was es heißt, jüdisch zu sein im Jahr 2019"

Jüdische Allgemeine: Interview - »Ein Wunder, dass wir überlebt haben«

FAZ - Augenzeugin aus Halle: ´Alle raus, auf den Boden, weg von den Fenstern´




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Lesermeinungen

 Steve Acker 14. Oktober 2019 
 

Schutz von jüdischen Einrichtungen.

Ich hab viele Jahre relativ nah von einer Synagoge einer süddeutschen Großstatdt gewohnt.
Da war immer ein Polizeiwagen davor, zu jeder Zeit.
War sehr erstaunt, dass in Halle gar nichts war, nicht einmal am großen jüdischen Feiertag
Yom Kippur.


1
 
 winthir 14. Oktober 2019 

Mein Selbstversuch.

ich bin ein neugieriger Mensch.

Also habe ich mir (ich lebe in München) mal meine Kippah (von mir auch genannt: "Glatzendeckel") aufgesetzt und bin einige Stationen mit der Tram gefahren. Und zurück.

Die Tram war gut besetzt. Alle(!) Fahrgäste haben nach draußen geschaut. Obwohl es da eigentlich nichts zu sehen gab. Niemand hat mich "gesehen".

Hinterher ging es mir "beschissen".

Seitdem ahne ich ein kleines bißchen, wie es Juden in Deutschland gehen mag.

p. s.: zu "meiner" Kippah.

Die ist für mich ein bißchen eine "Reliquie", wurde mir aus dem Nachlaß eines guten Freundes (Priester) geschenkt - der die immer aufgesetzt hat, wenn er die Psalmen gesungen hat.

Gerade habe ich sie auf - paßt mir noch :-)

winthir.


1
 
 richrose 12. Oktober 2019 
 

Traurige Tatsache, dass Synagogen nicht ohne Überwachungskameras auskommen

und die jüdische Gemeinde während des Gottesdienstes die Türe abschließen muss! Wenn es so weiter geht, ist man gezwungen, sämtliche Gotteshäuser zu überwachen und zu verriegeln - denn verrückte Fanatiker gibt es überall!


7
 
 Herbert Klupp 11. Oktober 2019 
 

Hier kann ich es ja sagen

mit der Hoffnung verstanden zu werden. Nirgens in den Berichten finde ich die - doch naheliegende - Idee, daß es der Gott Israels, Jesus Christus und der Allerheiligste Dreifaltige Gott selbst war, der an der ( einfachen ! ) Holztür gewacht hat. Wo gibt es denn sowas, daß ein mit Maschinengewehr und Handgranaten bewaffneter und zu allem entschlossener Mensch, ein mit Nazigedanken verseuchter, bzw aufgestachelter Täter, so eine einfache Tür nicht aufschießen kann ? Der Hüter Isreals schläft und schlummert nicht ! Wir ermangeln alle des Sinnes für Gottes direktes Eingreifen - nicht nur bei Wunderheilungen. ER hat bewirkt, daß die Mauer UNBLUTIG ( kein Schuß ) fiel. Er hat beide WTC-Türme UNWAHRSCHEINLICHERWEISE fast bis auf die Bodenplatten zu Staub werden lassen. Merkt ihr nicht, wie Gott da ist ? Wie er ab und zu - unser Verstand ist zu klein, die Gründe für seine "Auswahl" zu begreifen - mächtig eingreift in unsere Geschichte ? Man vergleiche es mit den Ereignissen im Alten Testament!


6
 
 berno 11. Oktober 2019 
 

@garmiscj

Sobald es in Deutschland zu einem vergleichbaren Anschlagsversuch auf eine christliche Kirche mit Toten kommt, können Sie mit solchen Aussagen kommen.

Ansonsten ist es völlig unverständlich, wie man in einer solchen Situation darüber klagen kann, dass einseitigerweise Rechte an den Pranger gestellt werden.


0
 
 SCV 11. Oktober 2019 
 

Fahrlässigkeit der Staatsorgane

Dass die Polizei 20 (!) Minuten benötigt hat, um zum Anschlagsort zu kommen und dass keinerlei Schutzmaßnahmen für die Synagoge getroffen wurden, zeigt das fahrlässige Handeln der Staatsorgane in Halle.

Trotz der NSU-Morde, dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und den aktuellen Aktivitäten der Neonazi-Netzwerke wird die Gefahr von Rechtsaußen immer noch unterschätzt.
Hoffentlich findet jetzt ein Umdenken statt.


8
 
 garmiscj 11. Oktober 2019 

Falsches Spiel

Auch hier sehe ich wieder eine sehr einseitige Wahrnehmung. In Christchurch, wo ein Verrückter in einer Moschee ein Blutbad angerichtet hat, wurde wochenlang mediales Entsetzen kundgetan. Eine Verfilmung soll folgen. Täglich zu Tausenden versklavte, schikanierte, terrorisierte und auch getötete Nicht-Moslems, bes. Christen in Afrika und Asien, sind den Gutmenschen (in Kirche und Welt) keine Zeile bzw. kein Wort wert.
Hier das Selbe: alltäglich Judenhetze und antisemitische Taten durch Islamisten werden verschwiegen, für Medien und Politik nicht der Rede wert. Nun kann man aber wieder durch Krokodiltränen die "Rechten" an den Pranger stellen und politisches Kleingeld lukrieren. Die liebe Frau Merkel hat schon schnell damit angefangen.


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