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Die Kinderbeichte — ein Gruselkabinett?

vor 6 Tagen in Kommentar, 12 Lesermeinungen
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Denn „gäbe es in der Kirche nicht die Sündenvergebung, so bestünde keine Hoffnung auf das ewige Leben und die ewige Befreiung. Danken wir Gott, der seiner Kirche ein solches Geschenk gemacht hat“ (Augustinus) BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt

Regensburg (kath.net)

Die Beichte — ein Gruselstück für Kinder? Müsste man meinen, glaubt man jüngsten Forderungen — ausgerechnet aus dem katholischen Polen —, dieses Sakrament vor Kindern zu verschließen. Die Gründe sind dieselben, wie man sie seit 2023 auch aus Deutschland immer wieder hört: Kinder hätten kein Sündenbewusstsein oder sogar noch keine Sünden, zu groß sei das Risiko eines Traumas, beichten mache Kindern doch nur Angst, zudem lauere Missbrauch in jedem Beichtstuhl. … Das passt zur neuesten Kirchenmitgliedschaftserhebung, die zeigt, wie wenig Katholiken mit ihrem Glauben anfangen können. Viele verstehen weder, was Sünde ist, noch was Vergebung bedeutet noch, was Sakramente sind, noch, was das Priesteramt bedeutet.

Das Sakrament der Beichte, die Menschen in die Erfahrung des Barmherzigen Vaters führen soll; wo der Mensch genährt, gestärkt, geliebt und reingewaschen hervorgeht wird umgedeutet in eine Gruselfahrt ins Ungewisse — ins ungewisse Gefährliche. Leider ist das keine Ironie, sondern eine real stattfindende, in Denkmuster gegossene Gleichgültigkeit, Angst und/oder Aversion gegenüber der Beichte; eine Projektion des Eigenen ins Allgemeine an die große Leinwand der Öffentlichkeit.

Das wäre nicht weiter beachtenswert, wüsste man nicht, dass es um die katechetischen Leistungen des Landes nicht so schlecht bestellt wäre —, so dass Menschen erkennen könnten, dass dies nicht der Wahrheit entspricht — und die Forderungen nach einem Ende der Kinderbeichte nicht mit Missbrauch konnotiert würden; was zu der Frage führt, ob die vermeintlichen Kirchenretter nach der Kinderbeichte auch die Beichte im Allgemeinen vor den Richterstuhl zu tragen gedenken — und wer weiß, welche Sakramente dann noch dran glauben werden müssen. Dass (geistlicher) Missbrauch im Beichtstuhl stattgefunden hat und manche sich mehr gedemütigt als erneuert fühlten, soll nicht von der Hand gewiesen werden. Wer jedoch auf das Scheitern verweist, sollte nie versäumen, die ungleich häufigeren Geschichten menschlicher Stärke und menschlichen Glücks zu erzählen. Der Weg der Bekehrung führte Menschen immer über den Beichtstuhl.

Und schließlich können Missbrauchstaten, die auf vier Prozent aller Geistlichen zurückzuführen sind, nicht zum Anlass genommen werden, in jedem Priester einen potenziellen Missbrauchstäter zu sehen und der Beichte deshalb den Rücken zu kehren bzw. Kinder davor bewahren zu wollen — während man selbige bei Halloween den gruselsten Fratzen aussetzt und das (im Gegensatz zur Beichte) Böse verniedlicht. Hinter einer Missbrauchstat steht übrigens nicht einmal die Kirche, sondern ein sündiger Mensch; Missbrauch ist personell-individuell, nicht institutionell, und schon gar nicht sind Sakramente Ursache für die Verfehlungen von Geistlichen.

Es scheint als bräuchte es nicht nur eine Kindern entsprechende katechetische Vorbereitung auf die Beichte, wie es neulich der Eichstätter Bischof Gregor Hanke forderte, sondern auch grundlegende Katechese für Erwachsene, damit jeder in der Tiefe die Wahrheit erkennt, die hinter den Sakramenten steht.

Schon Joseph Ratzinger warnte 1977 davor, bei der Bußerziehung Schreckgespenster zu malen statt die Beichte als „Stätte der Hoffnung“ zu zeichnen. Wenn ein angstloser Umgang mit der Schuld und Vergebung erlernt würde, könne „jene Wachheit des Gewissens gefördert werden, die sich reinigen lassen, weil sie um die Gnade weiß“ — das würde die „Freude an der geschenkten Vereinigung mit dem Herrn“ vertiefen.

Damals ging es darum, die Beichte der Kommunion nachzuordnen — ein No Go, den Ratzinger an der Messfeier selbst erklärte. Der Bußakt stehe vor der Wort- und Sakramentsfeier. „Nur durch die Umkehr hindurch, …., führt der Weg in die Nähe des Herrn“, schrieb er. Selbst vor der Austeilung der Kommunion werde das Vaterunser gebetet und damit die Bitte um Vergebung noch einmal geäußert — ganz gemäß der Zwölfapostellehre, wo es heißt: „Wer heilig ist, komme; wer es nicht ist, kehre um (tue Buße).“ Oder wie das Matthäusevangelium lehrt: „Wenn… du dich erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,… geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder…“ (Mt 5,23). Man könnte meinen, der Stolz hätte heute (fast) jedes Streben nach Versöhnung verdrängt.

Jede Wette, dass diejenigen, die die Abschaffung der Kinderbeichte fordern, den Beichtstuhl selbst kaum von innen gesehen haben. Deren Nein zur Kinderbeichte ist Ausdruck eines Glaubensverlustes. Die Liebe zur Beichte und zur Kirche jedefalls lernen Kinder nicht dadurch, dass man sie von ihr fernhält als wäre sie ein Folterinstrument, wie auch Papst Franziskus es einmal formulierte, oder als erwartete sie dort ein Mann mit Prügelstock oder ein potenzieller Missbrauchstäter — und nicht der barmherzige Vater.

Grundsätzlich darf und muss sich jedes Glied der Kirche zu jeder Zeit — auch heute — in Demut und Offenheit für den heiligen Geist erneuern, sich heilen lassen, immer wieder umkehren, bereit sein, die Kirche in ihrer wahren Gestalt neu oder immer tiefer zu entdecken und Gott als barmherzigen Vater kennenzulernen. Zumindest kann man das allen nur wünschen und im Gebet dafür einstehen, dass gerade dieses Heilige Jahr für alle Menschen zu einer Erfahrung mit der barmherzigen Liebe Gottes wird. Es gehört geradezu zu Gottes Wesen, den Sünder mit offenen Armen und einem Blick der Liebe zu empfangen, ihn reinzuwaschen und die Sünde zu vergessen als hätte es sie nie gegeben, wie Jesus es der heiligen Magdalena Maria Alacoque erklärte.

Gerade in diesem Jahr, in dem die Kirche das Heilige Jahr begeht, der Papst zu Umkehr und Buße einlädt und die Fastenzeit bevorsteht, wäre die Beichte das letzte, das wir Katholiken ausklammern oder gar zu einem Gruselkabinett umstilisieren sollten. Denn „gäbe es in der Kirche nicht die Sündenvergebung, so bestünde keine Hoffnung auf das ewige Leben und die ewige Befreiung. Danken wir Gott, der seiner Kirche ein solches Geschenk gemacht hat“ (Augustinus).

Foto: (c) kath.net

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Lesermeinungen

	SalvatoreMio vor 5 Tagen
	Katechismus aus dem 50er-Jahren @Danke, lieber Zeitzeuge! Es ist hin und wieder sehr wertvoll, mal zurückzuschauen, da fällt einem auch so manches auf. Wunderbar, auch Ihren Namen zu lesen! Ich wünsche Ihnen, Ihrer Familie und zugleich allen hier, einen reich gesegneten Sonntag!	2

	Zeitzeuge vor 5 Tagen
	Im Link der Katechismus meiner Kindheit aus den 50er Jahren; Gerne wünsche ich allen hier einen gesegneten, schönen Sonntag! archive.org/details/KatholischerKatechismusDerBistmerDeutschlands/page/n81/mode/2up?view=theater	1

	SalvatoreMio vor 5 Tagen
	@Wirt1929: Danke für Ihre kostbaren Worte!	2

	Versusdeum vor 5 Tagen
	Ich hatte mit etwa 3 Jahren etwas größeres angestellt und wusste ganz genau, dass das nicht in Ordnung ist. Also habe ich mich besonders beeilt, bevor meine Mutter es merkt. Und zumindest in der Erinnerung war es tatsächlich ein schlechtes Gewissen und nicht nur die Angst vor Mama Reaktion.	1

	modernchrist vor 5 Tagen
	@gebsy Es ist hochinteressant, wie Sie berichten, welchen Eindruck das Beichten eines Priesters beim anderen Priester auf die Gläubigen macht. Das kann ich nur bestätigen! Die Vesöhnungsliturgien im Neokatechumenat finden in einem größeren Sakralraum oder einer Kirche statt, wo die beiden Priester für alle sichtbar an einen leicht entfernten Platz gehen (damit man nichts hören kann) und gegeneinander dort stehend beichten. Zur Absolution kniet sich der Beichtende auf den Boden, es erfolgt die Lossprechung durch Handauflegung und der Priester hilft dem Knieenden mit beiden Händen auf! Diese Zeichen sprechen eine überwältigende Sprache. Was spricht dagegen, solche Rituale auch für normale Gläubige fruchtbar zu machen? Ein Renewal des Sakramentes der Versöhnung wäre jede Überlegung und Anstrengung, auch Einladung der Pfarrei durch die Neos wert! Keinesfalls muss man dafür Mitglied des Neokatechumenats werden. Jede geistliche Gemeinschaft muss sich öffnen für die selbstlose Evangelisation.	1

	Wirt1929 vor 5 Tagen
	"Blick der Liebe" Die Beichte ist wohl der am schwierigsten zu vermittelnde Zugang zu Gott. Niemand spricht gern und vor anderen seine Sünden, mehrheitlich heute auch Schwächen, genannt an. Schaut man Kindern beim Spielen zu, kann man durchaus sehen, welchen Umgang sie mit Gut und Böse pflegen, auch dazwischen unterscheiden können. Wird ein Kind in elterlicher Liebe auf Verfehlung hingewiesen, lernt es Einsicht in die Erkenntnis der Unterscheidung. Nichts anderes ist die Beichte. Die Zeitnahe Hinführung vor der ersten hl. Kommunion ist wichtig. Den Gegnern der Kinderbeichte mag entgangen sein, das erlernte Vergebung ohne die Nächstenliebe nicht auskommt. Davor steht jedoch die Gottesliebe, die manchem abgeht, der Christus als nur als Bruder, fataler weise sogar als Schwester, ansieht, seine Göttlichkeit aber außen vor lässt. Die in dieser Gottesliebe vermittelte Kinderbeichte öffnet die Herzen der Kinder und stärkt sie im Zugehen auf Gott durch Christus. Liebende Vergebung durch Bekenntnis.	3

	gebsy vor 5 Tagen
	Wenn Priester beichten, macht das einen vertrauensstiftenden Eindruck. Als ich vor 30 Jahren den Beichtpriester wegen Versetzung wechseln musste, habe ich erlebt, dass mein NEUER den ALTEN um die Beichte gebeten hat; das zu vergessen, ist u n m ö g l i c h ...	0

	ThomasR vor 6 Tagen
	nur Bischöfe können wieder Verpflichtung zur Beichte vor Erstkommunion in ihren Diözesen durchsetzen die Beschlüsse der Würzburger Synode (DBK und ZdK auf die Einladung von DBK) sind für die Bischöfe von heute nicht bindend vgl S. 268 www.dbk.de/fileadmin/redaktion/Synoden/gemeinsame_Synode/band1/07_Sakramentenpastoral.pdf	0

	SalvatoreMio vor 6 Tagen
	Gruselig sind die Vorurteile über die Kinderbeichte! Welches Kind hat nicht schon mal im normalen Alltag "gebeichtet" wegen einer Lüge, Bosheit usw.? Mit Kindern kann man sich über ihre Erfahrungen damit gut austauschen. Dann zum Sakrament: es braucht gute Katecheten und Lesematerial. Zur "Sündenunfähigkeit von Kindern": ich wurde einst bei einem Elternabend von einer sehr selbstbewussten Mutter angegriffen: "Die Kinder hätten kein Sündenbewusstsein". Es verschlug mir leider die Sprache. Beim nächsten Treffen mit den Kindern, fragte ich die Kinder nach ihrem "Sündenbewusstsein." Sie fanden es entwürdigend, dass man es ihnen absprach. Sie wollten beichten und waren dankbar dafür. - Jahr um Jahr bereitete ich (auch mit weiteren Katecheten) Gruppen vor: Probleme gab es nie! - Zu empfehlen: Die Kinder vom Katecheten (keine zu große Gruppe) in die Kirche begleiten, damit eine ruhige Atmosphäre gewährleistet ist, niemand stört oder gestört wird. So kann man besorgte Eltern auch beruhigen, dass da im Beichtstuhl kein "böser Mann" sitzt.	3

	modernchrist vor 6 Tagen
	Mit Ausnahme der Hinführung und Durchführung der Erstbeichte ist leider das Sakrament der Versöhnung zu einem völlig von Gemeinschaft isolierten Erlebnis geworden. Das Neokatechumenat dagegen feiert die Beichte als gemeinsame Liturgie der Versöhnung mit anschließender Einzelbeichte aller Teilnehmenden. Sie ist daher wie alle anderen Sakramente auch ein Gemeinschaftserlebnis mit Agape, einem schönen Liebesimbiss danach. Immer leiten dies 2 Priester, die als erste auch jeder beim anderen Mitbruder beichten. Dann stehen diese 2 Priester zur Auswahl bereit. So etwas könnte in den Pfarreien auch für normale Gläubige fruchtbar gemacht werden. Nehmen Sie doch mal teil an so einer Versöhnungsliturgie! Papst Benedikt verfügte, dass die Liturgien der Neos Teil der normalen Pfarreiangebote sein müssen. Es ist ein wunderbares Erlebnis! Auch für junge Leute.	0

	Tante Ottilie vor 6 Tagen
	Aus eigener Erfavrung: Meine Erstbeichte war 1961. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich damals mit 8 Jahren sehr wohl wusste, was sündigen war und was nicht. Ausnahme damals zumindest bei mir das Gebiet der Sexualität - das wurde zum damaligen Zeitpunkt bei uns Kindern noch nicht öffentlich thematisiert. "Schön" oder gerade "angenehm" war das Beichten nicht, aber man war sehr erleichtert, wenn man es hinter sich gebracht hatte. Ich habe lange Jahre, auch noch im Erwachsenenalter, recht mechanisch, selten und nicht besonders gerne gebeichtet. Im Erwachsenealter nur 1x pro Jahr und dann bei fremden Beichzvätern, damit .öglichst Anonymität gegeben war. Schließlich auch 7 Jahre Beichtpause - ist mir aber nicht besonders gut bekommen. Erst Mitte der 1990er Jahre dann u.a. Ein tiefgreifenden Wechsel bei mir u.a. durch eine Fastenpredigtkatechese des Hamburger Erzbischofs Ludwig Averkamp: Seiher Beichtgespräche statt Beichtstuhl in einem hellen Beichtzimmer eines Benediktinerklosters mit viel Zeit	3

	ThomasR vor 6 Tagen
	Erstkommunion ohne Beichte auch für nichtbehinderte Kinder wurde in Deutschland durch Würzburger Synode (DBK + ZdK auf Einladung) eingeführt. Ohne Abstand der Bischöfe von heute von den Bestimmungen der Würzburger Synode keine Änderung in der Praxis in den Pfarren. Erneuerung der Beichte gehört zu den wichtigsten Prämissen des Pontifikates von Papst Franziskus.	1

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