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| Der Weg der Versöhnung ist kein Spaziergangvor 11 Stunden in Kommentar, 4 Lesermeinungen Ein Bischof rief zur Versöhnung auf und machte einen Versuch, der scheiterte. Nun ist der Schaden da. Analyse eines netten Versuches, der ein Versuch bleiben musste. Der Montagskick von Peter Winnemöller Linz (kath.net) Der Brief aus Rom damals war ein Schock. Man erinnere sich: unmittelbar vor der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe war ein Brief aus Rom eingetroffen, der direkt und unmittelbar in die Tagesordnung der Vollversammlung eingriff. Satzung und Geschäftsordnung des sogenannten „Synodalen Ausschuss“ sollten von den Bischöfen nicht beraten und verabschiedet werden. Nach allerlei Widerständigkeiten der deutschen Oberhirten gegen Rom wurde diesem Brief endlich Folge geleistet. Die Geschichte ist bekannt, den „Synodalen Ausschuss“ gibt es inzwischen. Einen „Synodalen Rat“ wird es nicht geben. Der Abschluss der Weltsynode hat gezeigt, wie gut oder schlecht Synodalität funktioniert. Der Papst wünscht sich eine synodale Kirche, manche folgen, manche machen auf den Versammlungen große Politik. Wie auch immer man persönlich zu Synodalität stehen mag, eines muss man einsehen, Synodalität, wie sie weltkirchlich verstanden wird, unterscheidet sich fundamental vom „Synodalen Weg“ deutscher Art. Wurde auf dem deutschen „Synodalen Weg“ eine Häresie nach der anderen mit Verfahrenstricks, Geschäftsordnungsanträgen, subtilem Druck und teils unverhohlenen Drohungen durchs Plenum geprügelt, ging es in Rom um ein Hören auf den Heiligen Geist. Wie auch immer die Geschichte der Synodalität enden wird, langsam setzt sich auch unter deutschen Bischöfen die Einsicht durch, dass es so nicht gehen kann, will man nicht stehenden Fußes im Schisma landen. Einer, der recht früh diese Einsicht hatte, war der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer. Ein sehr nachdenklicher und lesenswerter Beitrag auf Communio Online setzte sich mit dem Geschehen auseinander. Vieles an dem Beitrag kann und muss kritisiert und diskutiert werden, doch es könnte ein Meilenstein gewesen sein, wenn sich wirklich etwas ändert. Der Fokus des Bischofs war im Beitrag primär auf den deutschen Episkopat gerichtet. Es ist unterm Strich das offene Eingeständnis, dass und in welchem Ausmaß die deutschen Bischöfe untereinander zerstritten sind. Man stelle sich einen miefig-zickigen Seminaristenstreit auf episkopaler Ebene vor, dann hat man den Zustand der Konferenz der deutschen Bischöfe hinreichend – und bei Berücksichtigung der Funktion eines Bischofs in der Kirche auch in den Konsequenzen zutreffend – beschrieben. Die Einsicht des Hildesheimer Oberhirten war ebenso schlicht wie wahr: „Es braucht unter uns Bischöfen Versöhnung. Es braucht unter den kirchlich Handelnden Versöhnung, Versöhnung zwischen den extremen Positionen. Es braucht Versöhnung in und mit der Weltkirche.“ (Heiner Wilmer. Wir haben verstanden: Wie Synodalität weitergehen. Communio online, 28.2.2024, zuletzt abgerufen am 23.11.2024.) Damit war der Bogen eröffnet. Die Laieninitiative Neuer Anfang nahm die dargereichte Friedensnote auf und begann einen Dialog mit dem Bischof von Hildesheim. Viel ist in den vergangenen Tagen über den nun doch nicht in Hannover verliehenen „Evangelii Gaudium Preis“ geschrieben worden. Die Lehre daraus könnte lauten, dass die von Heiner Wilmer geforderte Versöhnung gar nicht funktionieren kann. Das stimmt und es stimmt nicht. Da wir inzwischen alle Doppeldenk beherrschen, kann man es ja auch mal zur Anwendung bringen. In den Gemeinden auf dem berühmten „platten Land“, das heißt in weniger urbanen und mehr ländlichen Regionen ist der „Synodale Weg“ bis heute gar nicht angekommen. Man hört davon und macht seine Arbeit und lebt sein Leben. Dabei gehört es zu den innerkirchlichen Realitäten, dass eine zunehmende Säkularität des Lebens auch in den kleinsten Dörfern die Wirklichkeit der Gemeinden ist. Durchbrochen wird die Säkularität hier allerdings regelmäßig vom Brauchtum, das im Westen unseres Landes in allen Regionen zutiefst religiös fundiert ist. Gerade erst wurden am Volkstrauertag wieder Kränze an Kriegerdenkmälern niedergelegt. Selbst Bürgermeister und Schützenoberste, die gar keine kirchliche Bindung haben, bestehen auf Anwesenheit eines Geistlichen beim Gedenken an die Gefallenen der Weltkriege. Dorfkirchen stehen leer, aber wehe einer will sie abreißen, dann geht auch der letzte Dorfatheist auf die Palme. Kirchliches Leben halten neben den weniger werdenden Priestern Angestellte der Kirche aufrecht. Dabei beschränkt sich dies auf mehr oder weniger niederschwelliges und zeitgemäßes Aufrechterhalten von Traditionen. Jedes Unternehmen, das wirtschaftlich rechnen müsste, hätte Erstkommunion- und Firmkatechese längst ersatzlos gestrichen. Anders stellte es sich in urbanen Regionen dar. Hier wird das kirchliche Leben oft in noch weitaus höherem Maße durch Angestellte aufrechterhalten. Zwar gibt es in Großstädten weitaus häufiger als auf dem Land mehr der kirchlichen Tradition zugeneigte Gruppen, Charismatiker und Evangelisierungsbewegungen, doch diese bewegen sich weit am Rande oder außerhalb verfasster kirchlicher Strukturen. Citypastoral heißt das Allheilmittel gegen die städtische Säkularität. Dass damit oft mit säkularen Denkmustern versucht wird gegen Säkularität anzugehen, stört offensichtlich niemanden. Hier ist der Ort, an dem der „Synodale Weg“ sich glaubt, an der Basis wiederzufinden. Doch weit gefehlt, es ist eine eng umrissene woke Filterbubble, in der die Themen Gender, Klima, Postkolonialismus, kritische Rassentheorie oder kurz gesagt: der „Kirchenkampf gegen Rechts“ sich verortet. Hier vertritt man in aller Selbstverständlichkeit die These, dass natürlich auf Frauen Priester werden können. Hier ist man natürlich divers und findet die Segnung von Homosexuellen Paaren unglaublich wichtig. Vor allem aber hat sich eines hier ganz klar durchgesetzt: Mit Rechten redet man nicht. Cancel Culture ist in diesen Milieus der Normalfall. Eine Kolumne kann natürlich nur idealtypisch beschreiben und grob rastern. Auch eine Kleinstadt kann sich etwas urbaner geben, auch am Rande einer Großstadt können sich nahezu dörfliche Strukturen ausbilden. Die Grenzen sind fließend. Schaut man nun noch einmal auf die verhinderte Preisverleihung in Hannover, dann lässt sich diese leicht mithin erklären. Es ist ein schlichter Fall von Cancel Culture. Dazu muss man allerdings eines verstehen: Neuevangelisierung ist rechts! Kommt also einer, der einen Preis dafür verleiht, ist das suspekt. Bei suspekt guckt man hin und findet alles, was in der Sicht des Wokeismus – wie das im woken Sprech heißt – nach rechts anschlussfähig ist. Kritik an der Genderideologie, (angeblicher) Antifeminismus, ein klassisches Familienbild und heteronormative Bipolarität (welch Graus!). Mag nun der Bischof, hier der Bischof von Hildesheim, noch so sehr daran interessiert sein, auch mit andersdenkenden Katholiken ins Gespräch zu kommen, so musste er sich belehren lassen, dass Kontaktschuld zu den unvergebbaren Sünden des Wokeismus gehört. Man kann sich leicht vorstellen, welche mediale Eskalation da möglich wäre. Eine Preisverleihung unter Polizeischutz wäre der erste Schritt zu einer spätestens in einem halben Jahr erhobenen Rücktrittsforderung gegen einen Bischof, der auf dem „Synodalen Weg“ noch allem zugestimmt hat und sich danach mit „Rechten“ einlässt. Merke: Es gibt keine linke Barmherzigkeit! Man mag es bedauerlich finden, dass nun die schönen Worte des Bischofs von der „Versöhnung zwischen den extremen Positionen“ nurmehr Makulatur sind, doch so schade dies ist, so erwartbar war es. Wer sich auf einem „Synodalen Weg“ entscheidet all den Texten zuzustimmen, die vor Irrtümern strotzen und nur auf falsche Wege führen können, gibt sich unwiderruflich in die Hand derer, deren Agenda er unterstützt hat. Versöhnung wäre schön, denn der Zustand der Kirche in Deutschland ist auch ohne den Lagerstreit schlimm genug. Was wäre nicht alles gewonnen, machte sich das ZdK die Neuevangelisierung zu eigen. Doch leider verharren die Kirchenfunktionäre starr und unnachgiebig bei ihren unerfüllbaren Reformforderungen. Nun haben sie und ihre Schergen, die in großer Zahl als Angestellte an der Basis der Kirche tätig sind, mit den Beschlüssen des „Synodalen Weges“, die inzwischen unfehlbaren dogmatischen Charakter haben, die Bischöfe in Geiselhaft genommen. Vielleicht kann ein weiterer Gedanke des Bischofs von Hildesheim ein richtiger Impuls sein: „Umkehr in der Kirche ist unerlässlich, …“ Wilmer beschränkt Umkehr leider nur auf den sexuellen Missbrauch. Doch es gibt auch andere Sünden. Ein Bischof, der nicht – gelegen oder ungelegen – voll und ganz hinter dem Evangelium und Seite an Seite mit den anderen Bischöfen der Weltkirche und dem Heiligen Vater steht, der stattdessen vor einer woken Blase umkippt, macht sich selbst zum Mietling. Auch hier wird Umkehr nötig. Niemand sollte glauben, dass das leicht werden wird. Der Neue Anfang musste sich reichlich Kritik und Stirnrunzeln gefallen lassen, als er ein gemeinsames Projekt, eben jene Preisverleihung, mit einem Bischof angekündigt hatte, der auf dem „Synodalen Weg“ allem zugestimmt hatte. Jetzt haben alle Recht behalten, die das Scheitern vorhergesagt hatten. Aber was ist dadurch gewonnen? Nichts! Auch der Verfasser dieser Zeilen war denkbar skeptisch. Kann das gelingen? Das ist die jetzt wieder offene Frage. Bei allem gerechten Zorn über den verdorbenen Weg auf den sich ein Großteil der deutschen Bischöfe begeben hat, mag eines nicht vergessen werden, so lange der Papst sie im Amt lässt, sind sie unsere Bischöfe. Das bedeutet, wir haben für sie zu beten (der Herr versteht es übrigens auch dann, wenn es sich eher wie Motzen anhört) und die Bischöfe haben sich unsere Kritik anzuhören. Auch darin, diese immer wieder auszusprechen, ist nicht nachzulassen. Zwei letzte Gedanken für die Woche: Nirgendwo steht geschrieben, dass der Weg der Versöhnung ein Spaziergang ist. Die beste Versöhnung ist die, die nach einer ordentlichen (unter zivilisierten Menschen verbalen) Prügelei erfolgt.
Predigt Christkönig - Pfr. Roger Ibounigg - So viele sind auf der Flucht vor Gott, auf der Flucht vor Jesus!
Bild oben: Eine Kirchenruine in Schottland. Die Kirchengebäude in Deutschland sind noch gut in Schuss, aber im Innern ist die Kirche längste eine Ruine. Umkehr und Versöhnung würden sie wieder aufbauen. Foto: Pixabay Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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