Video des katholischen Influencers und Priesters Mike Schmitz über Priester als „Müllmänner Gottes“ und die Beichte als „Ort des Sieges“. Von Petra Knapp.
Linz (kath.net / pk) Was denkt der Priester, wenn er deine Beichte hört? Diese Frage beantwortet der amerikanische katholische Priester Mike Schmitz (You Tube-Kanal: Ascension Presents) in seinem Video „Confession is a Place of Victory“. Er erzählt, wie ihn eine ältere Dame angesprochen und gemeint habe, es sei furchtbar, wenn man den ganzen Tag die Sünden der anderen Menschen hören müsse.
Er habe spontan darauf geantwortet: „Das ist genau das Gegenteil von dem! Die Beichte ist einer der freudvollsten, demütigendsten und inspirierendsten Orte der Welt“. Bei der Beichte „gewinnt Gott seine Kinder zurück“, formuliert Schmitz in dem berührenden Video, das mit handgezeichneten Animationen gestaltet ist.
Viele Menschen hätten „nie die Realität von Gottes Liebe kennen gelernt“, erzählt Schmitz in dem Video. „Aber in der Beichte sehe ich Menschen, die entmutigt und wieder emporgehoben werden, die verletzt und wieder geheilt werden, ich sehe Menschen, die verloren und wieder gefunden werden, und ich kann das jeden einzelnen Tag sehen!“
Das Zweite, was er in der Beichte erlebe: „Ich kann Leute sehen, die es versuchen“, bemerkt der Priester. „Ich sehe jemanden, der nicht aufgegeben hat, und das ist so ermutigend und inspirierend. Es ist kein Ort der Entmutigung und des Versagens. Sünde ist der Ort des Versagens, aber wenn man zur Beichte geht, sagt man: Ich werde den Gott nicht aufgeben, der mich nicht aufgeben wird. Das ist ein Ort des Sieges!“
Oft werde er gefragt, ob er sich das merke, was die Menschen in der Beichte ihm bekennen. „Meine Antwort ist kurz: Grundsätzlich nicht“, lächelt Schmitz. Warum? „Wir denken oft, dass Sünden faszinierend sind, dass wir davon träumen oder phantasieren könnten, aber die Wahrheit ist: Du als Mensch bist faszinierend! Du als Mensch bist Teil von Gottes Meisterwerk!“
Sünden seien jedoch kein Teil davon, erklärt der Priester. „Sünden sind langweilig, sie sind alle gleich, sie sind grundsätzlich Müll, und wenn Sünden also Müll sind, dann sind Priester im Wesentlichen die Müllmänner Gottes.“
Wenn jemand beichten komme, erinnere er sich deswegen nicht an den Müll sondern an die Kraft Gottes, an den Gott, der die Menschen liebt. „Ich erinnere mich an die Person, die nicht aufgegeben hat. Das sehe ich!“, ist die Erfahrung von Schmitz.
Eine dritte Sache werde ihm in jeder Beichte bewusst, bekennt der Priester, nämlich sein eigenes Herz. „Ich kann nicht sagen, wie oft ich total demütig werde, wenn jemand etwas in seinem Leben entdeckt, das ich selber noch nie in meinem Leben entdeckt habe, aber es ist dennoch da.“
Was der Priester in der Beichte anbiete, sei einzig und allein die Liebe und das Erbarmen Gottes. „Das ist alles, was ich zu geben habe, die lebensverändernde und lebenserweckende Kraft Jesu. Und deswegen enthüllt die Beichte das Herz des Priesters, weil alles, was er hier zu geben hat, die Barmherzigkeit ist.“
Nun ja, das liest sich sicher schön, stellt aber lediglich die Gedanken von Pfarrer Schmitz dar. Ein Priester erklärte vor Jahren den Erstkommunionkindern (aber auch anderen Jugendlichen) in einer Katechese, dass er sich nach der Beichte an kein Wort des Gesagten erinnern könne. Das war in der Kirche, in der ich den Gottesdienst besuche. Leider war es so, dass zwei Kinder nach der Beichte mit den Worten des Priesters wenig anfangen konnten und sich auch hinterher nicht trauten, ihn erneut anzusprechen. Weil er sich ja an nichts erinnern konnte! Das war die Erfahrung der Erstbeichte und fatal, wenn ein Priester in seinen Äußerungen zu abgehoben wirkt. Das klärte sich erst bei der Distriktwallfahrt und der Beichte bei einem Neupriester.
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SCHLEGL 7. Dezember 2023
@ lakota
Damit die Kinder die Vorbereitung und den Vorgang der Beichte lernen, das ist der Grund und ebenso die Erkenntnis, dass man Dinge die man falsch gemacht hat bereuen soll und sie dann durch die Barmherzigkeit Gottes los wird.
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lakota 7. Dezember 2023
@Schlegl
"Dennoch hat die Kirche von Anfang an gelehrt, dass nur schwere Sünden (Todsünden) den Bußsakrament unterworfen werden müssen."
Was ich mich jetzt frage: warum mussten wir dann ab der Erstkommunion zur monatlichen Schülerbeichte?
Todsünden hatten wir Kinder wohl alle nicht.
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pjk 7. Dezember 2023
Eine Entschuldigung ...
... ist das Natürlichste von der Welt. Man entschuldigt sich, wenn man sich geirrt hat, oder versehentlich falsch gemacht hat.
Und das gilt auch bei Gott. ER braucht unsere Entschuldigung nicht - WIR brauchen sie.
Die Erkenntnis, daß wir seiner Hilfe bedürfen.
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jabberwocky 7. Dezember 2023
@Schlegl und @Robi7
Sehr geehrter Herr Monsignore, zu Ihrer schönen Aussage "Es ist tatsächlich so, dass man sich die Sünden nicht merkt, die eine bestimmte Person begangen hat." fällt mir ein Vortrag ein von Pfr. Winfried Abel.
Er sagte zu dem Thema etwas sehr interessantes, ich zitiere sinngemäß aus dem Kopf: "Das Beichtgeheimnis hat mit der Schweigepflicht eines Arztes oder eines Anwalts nichts zu tun. Sondern, im Augenblick der Lossprechung wirft der liebe Gott die Sünden hinter sich und vergißt sie. Also habe ich sie als Priester auch zu vergessen." und fügt hinzu, daß er tatsächlich den Inhalt der Beichte vergißt, und wenn er die Person später wiedersieht, ist davon nichts mehr da.
@Robi7 ,you made my day :-)
Ja, so drastisch kann man das sagen.
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matthieu 7. Dezember 2023
@Mons. Schlegl
Lieber Herr Monsignore Schlegl,
das hat die Kirche gut geregelt, dass man nur die schweren Sünden beichten muss. Zum Glück darf man auch die kleinen. Und da sind halt gute Priester gefragt. Dem einen Pönitenten wird man wohl raten dürfen, nicht zu skrupulös zu sein. Andere (wie ich) brauchen die Korrektur der "kleinen" Sünden, weil sich sonst der Maßstab (Gut-Böse) verschiebt (also nicht objektiv verschiebt sondern bei mir selbst). Ich bin auch froh, wenn mir einer "den Kopf wäscht" statt zu sagen "Ist ja nicht so schlimm" :)
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SCHLEGL 7. Dezember 2023
Zur allgemeinen Informationen:
Die Möglichkeit zur Abhaltung einer Bussandacht,darf nicht zur Annahme führen, dass damit das Bußsakrament ersetzt wird, schon gar nicht darf eine solche Andacht mit einem Gebet beendet werden, welches der Lossprechung ähnlich ist! Generalabsolution gibt es nur bei Katastrophen und in Missionsgebieten ohne baldige Erreichbarkeit eines Priesters zur Absolution einer größeren Menge.
Dennoch hat die Kirche von Anfang an gelehrt, dass nur schwere Sünden (Todsünden) den Bußsakrament unterworfen werden müssen. Das Konzil von Trient bekräftigt das schwere Sünden nach Art und Zahl unbedingt gebeichtet werden müssen. Lässliche Sünden werden vergeben durch: Gebet, Bussakt am Beginn der Messe, Hören des Evangeliums,Kommunion, gute Werke. Die Schrift sagt: "Die Liebe deckt eine Menge von Sünden zu."(1Petr.4,8)
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lakota 7. Dezember 2023
@matthieu
Die Kirche hat allerdings auch einen großen Fehler gemacht, als sie die Bußandacht einführte und den Gläubigen sagte, sie bräuchten nur die schweren Sünden beichten.
Ich habe mich dann auch mit dem Beichten lange Zeit schwer getan, denn "große" Sünden hatte ich ja nicht und so wußte ich nicht, ob ich wegen der "kleinen" Verfehlungen beichten müsste, sollte.
Zum Glück hatte ich dann einen Pfarrer der mir sagte, auch bei Kleinigkeiten sei es gut, ab und zu reinen Tisch zu machen und zu beichten.
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SCHLEGL 7. Dezember 2023
Das Sakrament der Buße
Durch 25 Jahre habe ich es im Stephansdom erlebt, wie Menschen niedergebeugt von der Last ihrer Schuld ins Beichtzimmer gekommen sind und es erhobenen Hauptes verlassen haben!
Als mir eine Dame sagte, sie hätte eigentlich keine Sünden, antwortete ich: "Dann gehen Sie bitte ins erzbischöfliche Palais, 1. Stock links, Referat für Selig-und Heiligsprechungen."Die Dame bekam einen Lachanfall und hat dann sehr gut gebeichtet.
In einer Ermahnung an der byzantinischen Priester heißt es er solle dem Büßer sagen: "Tritt nur herzu und bekenne offen deine Sünden, du musst mir auch nichts verschweigen, denn ich bin ein Mensch der zu ähnlichen Sünden und Leidenschaften fähig ist, wie du."
Es ist tatsächlich so, dass man sich die Sünden nicht merkt, die eine bestimmte Person begangen hat und das ist gut so.
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matthieu 7. Dezember 2023
@jabberwocky, pjk
Pjk, ich hab mal gelesen, dass ein Priester auf "Ich wüsste nicht, was ich beichten soll", sagt: Dann ist zumindest eine Sünde da, Hochmut. :)
Jabberwocky: Danke für Ihren Kommentar. Es ging mir ähnlich - war zwar kein Atheist, aber weit weg von der Kirche. Und dann ist man da und ganz ehrlich gegenüber sich selbst und Gott und : Bäng, man ist von Ihm überwältigt
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pjk 6. Dezember 2023
Warum ist Jesus Mensch geworden?
Zur Vergebung der Sünden.
Es ist der Kern seiner Sendung, aber sie wird von vielen Priestern völlig ignoriert. Wann hört man mal eine Predigt über die Beichte? Der Priester muß ja befürchten, daß das zu einem Ansturm auf die Beichtstühle führt. Im Beichtstuhl würde der Priester auch die Sorgen seiner Gemeinde kennenlernen.
Und die Bischhöfe? Haben die das Problem erkannt? Fördern sie entsprechende Fortbildung der Priester?
Die Antworten kennen wir. Leider.
"Ich wüßte garnicht was ich beichten soll".
Ja: die Hölle ist voller Menschen, die sich nichts vorzuwerfen haben.
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Chris2 6. Dezember 2023
Allerdings ist "demütigendsten"
vielleicht nicht ganz die passende Übersetzung?
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Robi7 6. Dezember 2023
Ich sag's mal überspitzt:
Ohne die Beichte könnten wir uns alle den Schuss geben.
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Chris2 6. Dezember 2023
So großartig und ermutigend
habe ich die Beichte noch nie beschrieben bekommen. Vergelt's Gott an alle unsere Priester für jede abgenommene Beichte!
Aölerdings
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gebsy 6. Dezember 2023
Vergelt's Gott!
Darf dieses Sakrament der Liebe als Voraussetzung für die Vereinigung des Geschöpfes mit seinem Erlöser in der Heiligen Eucharistie verstanden werden? Gott bietet sich selbst an, um mit ihm kompatibel sein zu können ...
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jabberwocky 6. Dezember 2023
Ich bin total begeistert von diesem herrlichen Artikel!!!!!
Die Beichte ist einer der freudvollsten, demütigendsten und inspirierendsten Orte der Welt. Bei der Beichte gewinnt Gott seine Kinder zurück.
Wie schön diese Realität ausgedrückt ist!
Als ich vor über 30 Jahren vom Atheisten zum Katholiken wurde, da gab es natürlich auch eine Lebensbeichte. Da habe ich eine ganze Mülldeponie abgeladen. Ohne übertreiben zu wollen, aber diese Erfahrung war so groß, daß mir die Worte fehlen, es angemessen zu würdigen. In der Beichte geschieht etwas, was weit über den irdischen Horizont hinausgeht. Auch, wenn es theologisch nicht korrekt ist, so ist die Beichte für mich das größte aller Sakramente, und angenommen, ich käme in die Lage, daß ich nur noch 1x in meinem Leben 1 Sakrament empfangen dürfte, ich würde beichten gehen.
Wenn ich beichte, tröste ich den Herrn am Kreuz und ziehe ihm die Nägel aus den Händen.
Und ich liebe die Priester dafür, daß sie bereit sind, meinen Müll zu nehmen und an Jesus weiterzureichen: „Mich dürstet!“, spricht der Herr.
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